Unterwegs per Anhalter

Eine Reise von Amsterdam über Äthiopien nach Heidelberg

Rhythmische Töne erklingen durch das Autoradio – Musik die ich noch nie gehört habe erklingt in meinen Ohren. Und auch die Sprache, die in diesem Lied gesungen wird kenne ich nicht. Ich lausche der Musik und träume vor mich hin als wir Amsterdam verlassen und in Richtung Süden fahren. 

Wohin geht deine Reise fragt mich der Mann der neben mir sitzt und das Auto lenkt. Ich sage Heidelberg. Doch bei meiner Ankunft einige Stunden später fühlt es sich so an, als hätten wir einen kurzen Abstecher über Äthiopien unternommen. Nicht weil mir der Weg so lange vorkam im Gegenteil, vielmehr deswegen weil mir von einem Land erzählt wird, welches ich nun kennenlernen darf.

Asasi heißt der mir unbekannte Mann, welcher mich in Amsterdam auf einem sogenannten „Liftplaats“ eingesammelt hat und den ich vor einigen Minuten noch nicht kannte. Ja, was das trampen angeht, da sind die Niederländer uns um einiges voraus. Offizielle Parkbuchten mit Schildern versehen sorgen hierzulande dafür, das Tramper mitgenommen werden. Und das scheint auch ganz gut zu funktionieren. Lange habe ich auf jeden Fall nicht gewartet, als der alte Mercedes anhält und ich Asasi kennenlerne.

Schnell merken wir, dass wir uns sympathisch sind und ich fühle, dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob ich wohl und sicher an meinem Ziel ankommen werde. Nicht nur Asasi´s Fahrstil ist angenehm, sondern auch seine Art und Weise wie er spricht und was er zu erzählen hat. Trampen ist, zumindest in Europa viel weniger gefährlich als es oft angenommen wird. Wesentlich häufiger sind unendlich freundliche Leute, die interessante Geschichten zu erzählen haben - wie auch in meinem Fall. Asasi kommt ursprünglich aus Äthiopien, dem ärmsten Land Europas, 80 Sprachen werden dort gesprochen und die Menschen, die dort leben sollen die schönsten der ganze Welt sein. Interessant denke ich mir und fange an mich für Asasi und seine Geschichte zu interessieren.

Wir reden die ganze Fahrt über und unterhalten uns auch über das Trampen. Angefangen haben muss es wohl in den 60/70er Jahren, wo es vor allem unten den Hippies eine sehr beliebte Reisform war. In den 90er ging es dann eher wieder zurück. Wohl deswegen weil immer mehr junge Menschen ein Auto besaßen und es Wochenendtickets und die Mitfahrgelegenheit gab.

Trampen ist ein Abenteuer, merke ich als ich aus dem Auto aussteige und ich mich von Asasi verabschiede. Wäre es nicht toll, wenn es viel öfter diese spontanen Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Menschen im Leben geben würde. Wenn sich Junge mit Alten und sich Schüler mit Managern unterhalten würden, anstatt alleine vor sich hinzu schweigen und die Fahrt als langatmig zu empfinden.

Zwei Studentinnen aus Dornbirn haben sich dieser Frage angenommen. Wie wäre es, wenn man das Trampen wieder attraktiver machen würde, die Umwelt schonen würde und die Leute wieder mehr miteinander kommunizieren würden - Trampen würde die Reise zum Erlebnis machen.

Doch wie kommuniziert man das zwischen Autofahrern und Trampern. Früher gab es den roten Punkt. Einen Aufkleber, welchen sich Fahrer an die Windschutzscheibe kleben konnten, um Solidarität für Tramper auszudrücken. Anlass war damals die drastische Erhöhung von den öffentlichen Verkehrsmitteln in einigen Städten. Die zwei Studentinnen möchten diesen Aufkleber wieder ins Leben rufen und haben selbst einen Aufkleber entworfen, welcher beim ÖMTC, der Gemeinde und vielen anderen Orten in Vorarlberg ausgelegt werden soll. Jeder Autofahrer bekommt allerdings nur einen Aufkleber, wenn er sich registrieren lässt, dass soll den Mitfahrern eine Art Sicherheit geben, dass sie dem Fahrer vertrauen können.

Für die Mitfahrer sollen zudem sogenannte Liftplätze entstehen, wie es bereits - wie schon erwähnt - in den Niederlanden der Fall ist. Sammelplätze für Tramper, die ein sicheres zusteigen gewähren sollen als auch das Trampen wieder ins Rollen bringen sollen. Tramperplätze erzeugen Aufmerksamkeit gegenüber den Autofahrern und es neigen mehr Fahrer dazu Anhalter mitzunehmen, als wenn sie an einer beliebigen Stelle den Daum hoch halten. „Talente Mobil“ heißt das Projekt, welches zunächst in Vorarlberg umgesetzt werden soll. Genauere Information sind im Internet unter talente.cc/mobil abrufbar.

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