Was man für Geld nicht kaufen kann (Michael J. Sander)

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Ohne es richtig zu bemerken wurden wir von einer Markwirtschaft zu einer Marktgesellschaft. Einer Marktwirtschaft ist ein Werkzeug zur produktiven Tätigkeit. Wohingegen eine Marktgesellschaft eine Lebensweise ist, in welcher die Werte des Marktes in alle Lebensbereiche mit eingestrickt ist.

Heutzutage gibt es fast nichts mehr, was nicht durch Geld erworben werden kann. Sei es, ein Baby von einer Leihmutter austragen zu lassen, bessere medizinische Versorgung oder einen Platz an einer Universität. All diese Dinge sind für uns schon zur Normalität geworden, ohne uns darüber großartige Gedanken gemacht zu haben. Dabei sollten wir uns einmal die Frage stellen, ob es für uns moralisch in Ordnung ist, dass bestimmte Werte zur Gütern geworden sind?

Ein gutes Beispiel dafür ist der Kinderhandel. Wir finden es nicht in Ordnung ein Kind als eine Ware zu betrachen, sondern sind der Meinung, dass ein Kind als Wesen angesehen werden sollte, welches Liebe und Fürsorge benötigt. Und warum erlauben wir das nicht? Weil manche Dinge durch den Markt beschädigt oder herabgesetzt werden, welche wir nicht ok finden. Um nun entscheiden zu könne wo der Markt hingehört oder nicht, müssen wir die Güter wie Familie, Ausbildung, Gesundheit und so weiter bewerten.

In einer Marktwirtschaft kommt es nicht so darauf an, ob man Reichtum besitzt oder nicht, da es dabei nur um materielle Güter wie zum Beispiel eine Yacht oder einen Sportwagen geht. Die Ungleichheit zwischen Einkommen und Vermögen hat hier keine sehr große Bedeutung. In einer Marktgesellschaft wird die Kluft zwischen Reichtum und Armut immer größer und es spielt eine immense Rolle ob man wohlhabend ist oder nicht, da es sich dabei nicht nur um den Erwerb von materiellen Gegenständen handelt.

Wer in einer Marktgesellschaft Geld besitzt, der kann sich auch ein besseres Leben kaufen. Man kauft sich ein Haus oder eine Wohnung in einer besseren Gegend, während die Ärmeren keine andere Wahl haben, als in heruntergekommenderen Gegenden mit einer hohen Kriminalität zu wohnen. Oder man kauft sich eine Studienplatz, wenn man nicht so einen vervorragenden Notendurchschnitt hat. Oder man kauft sich eine bessere gesundheitliche Behandlung während diejenigen die nicht so viel Geld besitzten, sich stark verschulden oder garkeine ausreichende Behandlung erhalten. Dieser Aspekt führt auch dazu, dass sich zwischen der Welt der Armen und der Reichen eine immer größer werdende Kluft auftut. Ist wird immer sichtbarer, dass sich die Wege derer immer weniger kreuzen und schlussendlich Arm und Reich getrennte Leben führen. Wir wohnen in verschiedenen Gegenden oder besuchen verschiedene Schulen. Deshalb sollten wir uns Fragen: Ist es ok, dass man sich Dinge wie Gesundheit, Bildung, Natur, Familie und so kaufen kann?

Wir müssen uns darüber klar werden, welche Vorstellungen wir haben. Wir müssen festlegen, in welchen Bereichen der Markt etwas zu tun hat und in welchen nicht. Wir müssen festlegen, welche Werte wir schützen möchten und welche wir für den Markt freigeben. Dies ist natürlich ein sehr schwieriges Thema, da sich die Menschen nicht einig sind, welche Dinge sie schützen möchten und weswegen. Wenn wir aber gemeinsam beschließen, dass gewisste Güter gekauft und verkauft werden dürfen, dann entscheiden wir dafür, dass es in Ordnung ist, diese Güter als Waren für Profit zu behandeln. Natürlich stellt sich immer die Frage, wie ein Marktumdenken statt finden soll. Aber nur wenn wir öffentlich über jene Güter sprechen, welche uns am Herzen liegen und uns zusammenschließen, können wir hoffen den Markt einzuschränken.

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