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Tomas Seldacek
David Orrell
Bescheidenheit für eine neue Ökonomie
Wir brauchen eine härtere Krise, dann wird es besser
Aufgrund der Finanzkrise, auf der eine Wirtschaftskrise und auf die wiederum eine Schuldenkrise folgte, sind Wirtschaft und Ökonomie ins Zentrum des Interesses gerückt. In England befindet sich die allgemeine Ansicht, man müsse das Investmentbanking von den alltäglichen Geschäften trennen. Somit soll sichergestellt sein, bei einer Krise nicht das gesamte System anzustecken. Des Weiteren werden aber gleichzeitig versucht die Boni der Banker zu begrenzen. Diese Banker bestehen jedoch auch solche Boni, denn ihretwillen würden diese Risiken aufnehmen. Diese Vorgehensweise verursachte unter Anderem die Finanzkrise.
Viele Regeln, nach denen sich die Finanzwelt richtet, sind bereits verschärft worden. Zum Beispiel wurden sogenannte Derivate im außerbösrlichen Handel angeboten, was jenseits der kontrollierten Märkte geschah. Aufgrund von wachsender Unübersichtlichkeit wuchs dieses Vorgehen zu größeren Dimensionen heran und überstieg die Realwirtschaft. In England würde der Finanzsektor kleiner, was zu Problemen führen kann, in Anbetracht der Produktion von Gütern. Somit entsteht ein problematisches Ungleichgewicht. Eine etwaige Verschlankung des Finanzsektors sei eine unmittelbare Bedrohungen für die aktuell herrschenden Machtstrukturen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass sich diese Strukturen gegen solche Veränderungen wehren.
Nach Meinung von Tomas Sedlacek sei es besser als Kritiker innerhalb des Systems zu leben, als Außerhalb. In erster Linie richtet sich seine Kritik gegen sich selbst, erst dann auf die Institutionen für welche er arbeite, schlussendlich auf unsere Zivilisation und deren Werte. Sadlacek sagt, den Menschen falle es grundsätzlich schwer eine gefestigte Meinung aufzugeben und somit falle es auch schwer, die Ökonomie zu überdenken. Jeder Glaube stütze sich auf Mythen, ohne die wir nicht auskämen. Es könne lediglich ein Mythos gegen einen anderen getauscht werden. Das Problem bestünde darin, dass wir glauben, wir wären rationale Menschen und alles könne mit mathematischen Formeln erklärt werden.
Sedlacek glaubt nicht daran, dass die vergangene Krise hart genug gewesen wäre, um unseren Glauben an die Ökonomie und an der Art und Weise, wie wir an sie herangehen etwas ändern könne.
Wachstum sei nichts Normales und der Glaube daran lächerlich. Die klassische Ökonomie forschte nach einem Gleichgewichtszustand. Heute mache sich keiner Gedanken, ob die Gesellschaft nach einem fiktiven 100-jährigen Wachstum eine Gute oder Schlechte wäre. Das Bruttoinlandsprodukt sei ebenso ein Mythos wie das Wachstum. Bei BIP Angaben werde stets nur der Prozentsatz im Vergleich zum Vorjahr gesehen, jedoch nicht die hinzugekommene Verschuldung in Form von Haushaltsdefiziten berücksichtigt. Ein Grund für den jüngsten Zusammenbruch sei es eben dieses Unvermächtnis, die Schulden vom Wachstum zu trennen.
In den Vereinigten Staaten zum Beispiel hat sich das BIP seit den 1960er Jahren verdreifacht. Die Verteilung des neuen Reichtums aber sieht so aus, dass dieser nur unter sehr wenigen Superreichen verteilt ist. Das Durchschnittseinkommen der Normalbürger stagniere allerdings schon seit den 1970er Jahren. Unterschiede hab es immer schon gegeben, heute allerdings nehmen diese Unterschiede astronomische Ausmaße an. Wenn wir das BIP betrachten, sollten wir nicht vergessen, dass zum Beispiel Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzungen in den Berechnungen des BIP nicht mit aufgenommen werden.
Mathematik: Nicht die Lösung, sondern die Ursache der Probleme
David Orrell erklärt, dass seiner Meinung die Mathematik eine wesentliche Rolle in der Finanzwelt spielt und unter Umständen auch zu deren Krisen führen kann. Am Beispiel der Komplexitätstheorie kann veranschaulicht werden, wie sich eine Gruppe eigenständiger Einheiten im Zusammenhang verhalten. Es wird nicht versucht die Ökonomie als abstraktes Ensemble zu beschreiben. Bei der Komplexitätstheorie wird ersichtlich, wie sich Händler, Broker und Unternehmen gegenseitig beeinflussen und somit einen künstlichen Markt erzeugen, der sich wie ein echter Aktienmarkt verhält. Bei einer solchen Vorgehensweise wird klar, dass der Aktienmarkt keinen Gleichgewichtspunkt besitzt und ab und an unberechenbare Ereignisse daraus resultieren. Genau dies widerspricht allerdings der allgemeinen akzeptierten Mainstream-Ökonomie und ihren Theorien.
Ein weiteres Beispiel sei die Netztheorie, bei welcher unabhängige Entitäten betrachtet werden. Vergleichbar mit der Biologie. Es gibt Zentren und Bahnen zu anderen Entitäten. Somit soll ein Geldfluss veranschaulicht werden. In den letzten Jahrzehnten wurde immer deutlicher, dass die einzelnen Teile des Systems stärker miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.
Orrell behauptet weiter, dass Zahlen überbewertet sind, und diese eine zu große Rolle in der Ökonomie zugeschrieben werden. Man mache den Fehler, sogar das Glück berechnen zu versuchen. Genausogut könne mach das Glück hochschätzen. Es lasse sich weder messen noch berechnen.
Der Mainstream meine etwas sei entweder wahr oder falsch, Null oder Eins. Zum Beispiel bei Krediten sei das richtig. Man könne ihn zurückzahlen oder eben nicht. Dies allerdings kann nicht auf alles angewendet werden. Bei der Frage ob man glücklich sei, ist die Antwort schon etwas schwieriger. Diese liegt oftmals irgendwo dazwischen.
Eine solche Schwarz-Weiss-Sicht sei anscheinen ein Bestandteil des Schutzmechanismus des gegenwärtigen Systems.
Zusammenfassung von Benjamin Zwanzger