Bio ist besser. Oder?

Bio für 9 Milliarden - geht das? An der FH Vorarlberg zeigen wir am 7.3.2013 um 19 Uhr den Film "Zukunft pflanzen"

Diese Infografik von André Oliveira aus Brasilien wird die nachfolgende Diskussion sicher anheizen! Einfach anklicken, um die Originalgrösse zu sehen.

Bio ist besser, oder?

4 Kommentare

Kommentar per E-Mail von

Kommentar per E-Mail von K.L.:

Ich nehme an, sein Schwerpunkt ist die Gestaltung – optisch ist die Grafik ja wirklich schön.

Mir scheint aber, er ist da einigen falschen Informationen aufgesessen, das sieht man gerade bei den zusammenfassenden Wertungen. Warum das „schlecht für die Umwelt“ sei, ist zB nicht erklärt (ich kenne aber journalistische Proodukte, wo so etwas gut aufbereitet, pauschal- und falsch – behauptet wird).

Schon die Wortwahl ist ja ein bisschen einseitig, wenn etwa die konventionellen Landwirte als „Traditionslandwirte“ bezeichnet werden – der hohe Chemie- und Energieeinsatz in der konventionellen Landwirtschaft hat ja gerade nichts mit alten Traditionen zu tun.

Es ist auch ein klares Missverständnis, dass Bio ein Luxus für Reiche sei. Gerade in der dritten Welt ist es auch ökonomisch viel sinnvoller, mit Know-How und biologischen Mitteln zu arbeiten, als auf teure, importierte Kraftstoffe, Dünger, Pestizide und Herbizide angewiesen zu sein. In den Industrieländern ist Bio auch deshalb teuer, weil billiges Erdöl die chemie- und energieintensive Massenproduktion so billig macht.

Der Weltagrarbericht, der in der Dokumentation zitiert wurde, sagt ja auch klar, dass für die Ernährung der ganzen Welt der einzige Weg ist, auf naturnahe und dezentrale Produktion zu setzen.

Ich freue mich dass meine

Ich freue mich dass meine Infografik ein bisschen Aufruhr verursacht. Das Thema ist auf jeden Fall diskussionbedürftig.

Frau L., ich habe mit echte Schwierigkeiten Daten bezüglich Bio-Lebensmittel gefunden. Ich könnte nach tagelange Recherche nicht fündig werden. Es gibt viele Fragen, die ich sehr gerne stellen würde. Ich bin "nur" ein Designer, aber komplexe Daten und Recherche (wenn ich sie finde) kann ich auch vernünftig begreifen.

Leider Global gesehen kann ich nicht verstehen wie die Bio-Produktion Nachhaltig sein kann. In meine Infografik habe ich auch gezeigt dass herkömmlicher Lebensmittel (oder "Konventionell" oder "Traditionell") nicht besser als Bio sind. Aber es ist, für mich, wichtiger zu wissen dass man zuerst essen kann. Wer Hunger hat, kann nicht warten.

Wir sind in einem globalen Markt. Entwicklungsländer müssen mit Industrieländern Subventionen klarkommen, externe Nachfrage Befriedigung erreichen und schlechte Konditionen umgehen. Auch für Industrieländern wäre es schwierig für manche Klassenschichten Bio-Lebensmittel sich zu leisten (ein Hartz IV in Deutschland wurde auf jeden Fall sich nicht leisten können).

Ich möchte in Bio mehr als Gesundheit und angeblicher besser Geschmack haben. Es muss auch weltweit verantwortlich sein.

Vielleicht habe ich einfach die Daten nicht gefunden. Ich bin nicht gegen Bio. Ganz und gar nicht! In Brasilien könnte ich immer frisch und "Bio" essen. Aber als ich nach Europa umgezogen bin könnte ich das mir nicht mehr leisten. Nach 13 Jahre war ich, zwangsläufig, nicht mehr Vegetarier.

Ich bin immer für eine vernunftgeleitet Diskussion bereit und erreichbar.

Wenn ich etwas unangemessen geschrieben habe, bitte ich um Verzeihung. Deutsch ist ja nicht meine Muttersprache. ;-)

Mit freundlichen Grüßen,
André Oliveira

Hallo, und danke für die

Hallo,

und danke für die Rückmeldung!

Ich weiß, dass es gar nicht so leicht ist, gute Informationen zu finden. Und natürlich kann man auch unterschiedliche Meinungen haben oder Daten anders gewichten. Aber zu sagen, dass Bio nicht besser für die Umwelt sei, oder global gesehen schädlich sei, das geht nicht, finde ich. Das geht auch nicht aus den Quellen hervor, die Sie in der Grafik genannt haben.

Selber habe ich auch schon viel recherchiert … als Konsumentenvertreterin bei Bio Austria Vorarlberg (einem Verband von Bio-Bauern) durfte ich vor zwei Jahren bei einer Podiumsdiskussion gegen Michael Miersch antreten, der ein Buch über „Bio-Lügen“ oder so geschrieben hat. Da habe ich mich auch einige Zeit mit Argumenten und Gegenargumenten beschäftigt.

Das Hauptargument für „Bio“ ist, dass die Produktion umwelt- und klimaverträglicher ist.

Die Fragen „Geschmack“ und „Gesundheit“ kommen danach, und darüber kann man auch eher streiten.

Für mich ist aber gerade die Frage der globalen Ernährung wichtig, und ich meine, gerade globale Verantwortlichkeit spricht für Bio.

Mir scheint es logisch, dass gerade Kleinbauern in armen Ländern mit „Bio“ besser fahren, weil man dazu „nur“ Wissen braucht. Alle Düngemittel, Spritzmittel, Treibstoffe etc. müssten sie aber um viel Geld kaufen und meistens importieren. Das ist doch auch die Aussage dieser ARTE-Dokumentation.

Weltweit wird immer noch der größte Teil der Lebensmittel von Kleinbauern erzeugt, und die haben noch viel Potential, mehr zu produzieren, auch ohne Chemie. Das sagt auch der Weltagrarreport (der immerhin von der Weltbank und der UNO bezahlt wurde, und nicht von Ökos…). Diese Berichte gibt es auch in vielen Sprachen zum Download J

Selbstversorgung sollte auch wichtiger sein als Export, und Abhängigkeit von ausländischen Märkten.

Das Thema der Subventionen ist natürlich ganz wichtig. Leider ist es auch bei uns so, dass etwa der Verbrauch von fossiler Energie für Bauern subventioniert wird (als „Agrardiesel“), und dass dagegen die menschliche Arbeit sehr teuer ist. Bio-Produktion gibt mehr Arbeit als konventionelle. Das ist einer der Hauptgründe, warum Bio-Produkte bei uns mehr kosten.

(Das Argument mit den 3 % Arbeitsplätzen spricht übrigens weder für noch gegen Bio, das ist generell die Situation der Landwirtschaft in den Industrieländern)

Übrigens gibt es ein Buch von einer deutschen Journalistin, die versucht hat, sich ausschließlich biologisch zu ernähren mit einem Hartz-IV-Einkommen. Das waren damals 4,35 € am Tag glaube ich. Ihr Ergebnis: Es geht, aber es ist schwer.

Leute, die überwiegend biologisch einkaufen, geben aber nicht unbedingt mehr Geld fürs Essen aus, weil sie anders einkaufen: weniger Fleisch zum Beispiel, und sorgsamer mit den Lebensmitteln umgehen. Ganz viel Essen landet ja bei uns im Müll, und Billiges wirft amn eher weg.

Bei uns gibt es auch Leute, die viel mehr als Hartz-IV verdienen, und sagen, Bio sei zu teuer. Das ist auch eine Frage der Prioritäten – ich weiß nicht, was zB eine Dose Red Bull kostet, aber dieses Zeug ist auch teuer … Oder viele Menschen geben viel Geld für ein teures Auto aus, auch wenn ein viel billigeres seinen Zweck auch erfüllen würde.

Eine interessante Diskussion jedenfalls – das ist ja gerade der Sinn einer Infografik, dass sie Inhalte einfach auf den Punkt bringt, und zum Denken provoziert, oder?