Autofreie Wochen!

„Wir lügen uns an, wenn wir ins Regal schauen und sagen: Das kaufe ich nicht, dass kommt aus Dänemark - das ist absolut nachrangig im Vergleich zur Frage, ob man mit dem Auto einkaufen gefahren ist. Es ist auch völlig wurst, woher die Erdbeeren kommen, wenn ich sie beim Einkaufen vergessen habe und deswegen extra noch einmal mit dem Auto in den Supermarkt fahre. Der Sündenfall ist die Extra-Fahrt.“ - Wolfgang Pekny im Interview mit „derStandard“

Für einen Selbstversuch im Fach Medienethik habe ich mich dafür entschieden längerfristig auf das Autofahren zu verzichten. Über meine bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse möchte ich hier berichten.

Mir war von Anfang an klar, dass es nicht besonders schwierig werden sollte, ohne das Autofahren auszukommen. Zum einen besitze ich kein eigenes und zum anderen habe ich den täglichen Weg zur Fachhochschule schon immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Jedoch gibt es immer wieder Situationen, bei denen ich mich - meist aus Bequemlichkeitsgründen – erwische, ins Auto zu steigen. Genau auf diese Momente wollte ich bei meinem Versuch Rücksicht nehmen.

Ich fahre hauptsächlich mit dem Auto wenn ich Einkäufe tätige oder zur späten Stunde unterwegs bin und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr nach Hause kommen würde. Ich musste also meinen Lebensstil nicht drastisch ändern, sondern manchmal einfach meinen Tag längerfristig planen. So konnte ich z.B. gleich nach der Schule noch in nötige Sachen besorgen, um den Auto-Weg zu vermeiden. Man merkt, dass sich die Denkweise ändert, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, sowieso ein Auto zu haben um noch schnell irgendwo hinzufahren.

Als schwieriger erwies es sich abends längere Strecken, z.B. beim Besuch von Bekannten zurückzulegen. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren meist nur noch im Stundentakt, die Strecken sind zum Teil begrenzt und man kommt oft nur noch zu Bahnhöfen und nicht zu bestimmten Haltestellen eines Ortes. Besonders in solchen Situationen ist mir aufgefallen, dass ich es mir länger überlegt habe, ob es sich noch rentiert irgendwo hinzufahren. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass durch die längerfristige Planung irgendwo hin- und wieder zurückzukommen, spontane Entscheidungen eher auf der Strecke bleiben.

Ein wichtiger Faktor spielt sicher die Lokalität, da die Nachfrage in Vorarlberg nach öffentlichen Verkehrsmitteln logischerweise geringer ist als in dichter besiedelten Städten/Ländern. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ein enormer Verbesserungsbedarf der öffentlichen Verkehrsmittel in Vorarlberg besteht und gerade auf irreguläre Fahrplanzeiten mehr Rücksicht genommen werden sollte um so eine nützlichere Infrastruktur zu schaffen.

Alles in allem war es ein interessantes Projekt. Man merkt, dass sich die Entscheidung, bewusst auf etwas das als selbstverständlich empfunden wird zu verzichten, nicht nur auf die Sache selbst beschränkt, sondern mehrere Faktoren mit einbeziehen kann und dadurch eine Umstellung des Denkens verlangt wird.

Link zum vollständigen Interview: http://derstandard.at/1267743680626/derStandardat-Interview-Wir-leben-auf-Pump-unsere-Bank-ist-die-Natur

Verfasst von Michael S.