Gespeichert von rasos am
Der Philosoph Aaron James versucht es mal andersrum. Nicht vom Elfenbeinturm, sondern mit einem Wort, das wohl schon den meisten mal über die Lippen gekommen ist. Besonders fest im Wortschatz ist es als "ass-hole" im Englischen verankert. James präzisiert: "Ein Arschloch (...) ist er erst dann, wenn er solche Dinge aus einem tief verwurzelten Apsruchsdenken heraus tut". Er erläutert in seinem Buch die Triebhaftigkeit einiger Menschen, sich ein grösseres Stück Kuchen zu nehmen, als einem eigentlich zusteht.
Die Welt fragt in einem Interview: "Sie haben den philosophischen Fachbegriff des "Arschlochkapitalismus" geprägt. Was haben wir darunter zu verstehen?" James antwortet darauf: "Der Kapitalismus an und für sich ist kein Arschlochsystem. Unter Kapitalismus verstehe ich, dass man sich auf Märkte verlässt und möchte, dass die Leute Eigeninitiative zeigen und Risiken eingehen, um Dinge zu produzieren. Wenn der Kapitalismus in eine Kultur eingebettet ist, in der Dienst an oder Dankbarkeit gegenüber der Gesellschaft erwartet wird, dann dient er der Kooperation. Die Arschlochversion des Kapitalismus erzählt den Leuten dagegen, dass sie sich jeden Vorteil verschaffen können, ohne dass sie sich Sorgen machen müssten, ob sie zur Gesellschaft etwas beitragen. Die Mentalität ist dann eher: Nimm, was du kriegen kannst."
James' Lieblingsbeispiele sind Silvio Berlusconi oder Banker in der Finanzkrise wie John Thain. Als die von ihm geführte Merrill Lynch Bank mit einer Milliarde Steuermitteln gerettet wurde, fragte er unverfroren nach der Garantie seines Bonus.
Wenn der Anteil der Arschlöcher in gesellschaftlichen Subsystemen zu gross wird, verlieren jene, die sich für das Gemeinwohl und Kooperation engagieren, Mut und Sinn. Wie wär's, wenn wir den Arschlöchern künftig einfach weniger Beachtung schenken?
Quellen:
Falter Bücherfrühling 2014, Seite 43
Die Welt: Warum echte Arschlöcher meistens männlich sind, 24.4.2013