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Die traditionellen Filmveranstaltungen mit anschließenden Diskussionen konnten in diesem Jahr wegen der Corona Virus-Ausbreitung in ihrer 10. Ausgabe nur online durchgeführt werden. Die Pandemie machte den Veranstaltern zwar einen Strich durch die Rechnung,, zeigte aber eindrucksvoll die wachsende Notwendigkeit der Behandlung der zentralen Anliegen der Filmtage.
Jetzt ist der Moment, um darüber zu reden, wie wir die Krise dazu nutzen, um nachhaltige und solidarische Strukturen aufzubauen, nicht zuletzt im Nahrungsmittelsystem.
Um Armut und Hunger zu bekämpfen setzt das globale Ernährungssystem hauptsächlich auf den Welthandel. In den letzten Jahrzehnten wurde diese Auffassung vor allem von der Welthandelsorganisation WTO durchgesetzt. Das hat gravierende Folgen nach sich gezogen, indem die Interessen transnationaler Konzerne durch Privatisierungen, De-Regulierungen und Handelsliberalisierungen weltweit durchgesetzt wurden.
Über Jahrzehnte hinweg wurde die globalisierte Weltwirtschaft stärker arbeitsteilig organisiert. Das Resultat ist ein strukturelles Ungleichgewicht: Viele Staaten des Globalen Südens produzieren hauptsächlich einige wenige Primärgüter oder landwirtschaftliche Produkte, die unter der Kontrolle transnationaler Konzerne exportiert werden. Gleichzeitig sind diese Staaten in der Regel von Lebensmittelimporten abhängig. Auch Saatgut, Düngemittel und Pestizide müssen oft von multinationalen Konzernen zu Weltmarktpreisen bezogen werden. Darüber hinaus sind Menschen mit geringem Einkommen proportional stärker von steigenden Weltmarktpreisen betroffen. Die ärmsten Menschen der Welt sind somit den nicht regulierten Vorgängen auf dem Weltmarkt besonders ausgesetzt und von Ernährungskrisen am stärksten betroffen. Dies ist der Fall in der Finanzkrise 2008/09 deutlich geworden und heute besteht die Gefahr, dass sich dieses Szenario wiederholt: Die Preise für Nahrungsmittel sind stark gestiegen. Viele Länder haben Exportverbote als Antwort auch die Corona Virus-Krise angeordnet.
Doch es sind nicht die kleinen Bauernbetriebe, die davon profitieren, stattdessen ist es die industrielle Landwirtschaft, die Supermärkte beliefert. Gleichzeitig zeichnet sich ein Preisverfall für andere Primärgüter ab. Kleine Bauernbetriebe sind in diesem Fall doppelt betroffen: Während sich der Preis für importierte Grundnahrungsmittel drastisch erhöht, sinken die Einkommen aus dem Verkauf der eigenen Produkte.
Kritische Dokumentarfilme der 10. Ausgabe von Hunger.Macht.Profite. informieren über die Verdrängung kleinbäuerlicher Strukturen sowie den Raubbau an Menschen und Natur und werden in der Mediathek „Filme für die Erde“ auf Spendenbasis gestreamt.
„Bittere Ernte – Bauern weltweit in Not“ zeigt, wie Bauer und Bäuerinnen unter widrigen Bedingungen arbeiten müssen und oft selbst unter Mangelernährung leiden.
„Seeds of Profit“ dokumentiert die Macht der Großkonzerne, denn Obst- und Gemüsesamen sind in Besitz multinationaler Unternehmen. Die gezüchteten Sorten sind nur einmalig verwendbar und kosten Landwirt*innen jedes Jahr aufs Neue viel Geld.
„Danke für den Regen“ ist ein Portrait des kenianischen Aktivisten Kisilu Musya, der unermüdlich versucht seine Community von Ideen zu überzeugen, die die verheerenden Folgen des Klimawandels in seiner Region eindämmen. Sein Aktivismus bringt ihn bis zur UN-Klimakonferenz nach Paris.
Zum 10. Mal wurden in ganz Österreich Filme über die globale Landwirtschaft und Ernährung vorgeführt. Die Filme zeigen die Ursachen von Hunger, die Verdrängung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und den fortschreitenden Raubbau an natürlichen Ressourcen auf. Gleichzeitig lenken sie den Blick auf jene Menschen, die sich gegen Agro-Business wehren und das Menschenrecht auf Nahrung einfordern.
„Das globale Ernährungssystem befindet sich in einer tiefen sozialen und ökologischen Krise. Diese gefährdet das Leben von Menschen durch Mangel- und Unterernährung und zerstört unseren Planeten. Durch die ausgewählten Filme wird deutlich, dass ein demokratisches Agrar- und Lebensmittelsystem Machtverhältnisse verändern muss. Nur so können sich solidarische Formen von Konsum und Produktion etablieren und das Menschenrecht auf Nahrung durchgesetzt werden.“, sind die Veranstalter der Filmtage überzeugt. Es ist noch nicht zu spät um eine agrarökonomische und soziale Revolution in die Wege zu leiten.
Die Probleme der Nachhaltigkeit, der Ökologie und die Übermacht der internationalagierenden Konzerne betreffen nicht nur Entwicklungsländer, sondern auch führende westliche Wirtschaften.
Kalina Iwanowa
Quelle: http://www.hungermachtprofite.at