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Die Kartoffelkombinat eG wurde 2012 als genossenschaftlich organisierte Gemeinschaft gegründet und stellt ein Musterprojekt für solidarische Landwirtschaft dar. Das Kartoffelkombinat baut ihr saisonales und regionales Biogemüse zusammen mit ausgewählten Partner*innen selbst an und versorgt damit über 1.800 Münchner Haushalte mit Ernteanteilen. Ziel dabei ist der Aufbau einer selbstverwalteten und nachhaltigen Versorgungsstruktur im urbanen Raum, sowie ein gemeinwohlorientiertes statt profitmaximierendes Wirtschaften. Dabei wird nur mit vegetarischen, regionalen, ökologischen, umweltfreundlich verpackten, sowie sozial verantwortungsvollen Erzeugnissen gewirtschaftet.
Das Kartoffelkombinat bestimmt unabhängig von industriellen Agrarstrukturen selbst, was und noch wichtiger wie es angebaut wird. Dadurch kann Lebensmittelverschwendung vermieden und eine Verbesserung des Ökosystems erreicht werden.
Die Ernteanteile des Kartoffelkombinats werden in wiederverwedete Kisten aufgeteilt und zu den Verteilpunkten geliefert, wo jeder Haushalt sich seine Kiste dann abholen kann. Was und wie viel in der Kiste ist hängt ganz von Saison und Ernte ab. Auf der Website wird eine Wochenvorschau gepostet mit einem Foto und Beschreibung, was in der kommenden Kiste ist.
Astrid Bauer, die seit vielen Jahren Mitglied beim Kartoffelkombinat ist sagt dazu: "Ich finde an den Ernteanteilen besonders gut, dass ich weiß wo die Lebensmittel herkommt und darauf vertrauen kann, dass es wirklich ökologisch angebaut und nicht mit Pestiziden behandelt wurde. Auch das die Produkte wirklich frisch sind schätze ich sehr.
Daduch das wir nicht aussuchen können was für Gemüse in die Kiste kommt, haben wir ganz neue Gemüsesorten kennengelernt. Da ist es manchmal sehr hilfreich, dass das Kartoffelkombinat immer ein paar Rezeptideen mit den Ernteanteilen mitliefert."
Was macht eine genossenschaftlich organisierte Gemeinschaft aus?
Der Leitgedanke einer Genossenschaft ist, dass gemeinsame Ziele leichter zu erreichen sind als alleine. Dies beruht darauf, dass die Leistungsfähigkeit einer Gruppe, die eines Einzelnen übersteigt.
Das bedeutet, dass die Mithilfe der Mitglieder im Kartoffelkombinat gerne gesehen ist. Dabei ist es völlig egal, ob diese nur gelegentlich stattfindet oder so weit geht, dass eigene kleine Projekte initiiert werden.
Das Kartoffelkombinat bietet – außerhalb der Pandemie - neben der Möglichkeit zu einem sonntäglichen Mitgärtnern eine Vielzahl an Aktionen, bei denen mitgeholfen werden kann. Beispiele hierfür sind die Tomatensugo-Aktion bei der 2018 rund 4 Tonnen Tomaten, 300 kg Auberginen, Zucchini, Sellerie, Zwiebeln und Karotten verarbeitet wurden. 2019 war es etwas weniger. Hier wurden 3.315 kg Tomaten, Gemüse und Gewürze verarbeitet und in 6.800 Gläser gefüllt. Daneben gibt es die Apfelkompott-Aktion bei der 2018 600 kg Äpfel eingekocht wurden.
In der Bilderreihe sind die Arbeitsschritte der Tomatensugo-Aktion 2019 abgebildet. Nach dem Waschen der Tomaten, wurden diese von vielen helfenden Händen geschnitten und schließlich püriert. Noch Gemüse und Gewürze dazu und fertig ist das Sugo zum Abfüllen.
„Die Mithelfaktionen machen mir immer sehr viel Spaß auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist. Man kommt mit anderen Mitgliedern zusammen und bei gemeinsamen Frühstücks oder Mittagspausen kommen gute Gespräche zustande. Ich freue mich schon auf die nächsten Aktion.“ Sagt Astrid Bauer, ein langjähriges Mitglied, das auch bei der Tomatensugo-Aktion 2019 mitgeholfen hat.
Eine Alternative zum heutigen Konsument*innentums
In der heutigen Konsumgesellschaft scheint Bescheidenheit vergessen zu sein. Jede*r soll konsumieren, und zwar so viel wie möglich. Ziel des Kartoffelkombinats ist es, nicht in einem immer gleichen System „besser“ zu konsumieren, sondern die Grundlage des Konsument*innentums in Frage zu stellen. Dies gelingt ihm, indem es eine Alternative zum aktuell existierenden Wirtschaftskonstrukt vorgelebt wird. Das Kartoffelkombinat nimmt dabei gezielt Abstand vom Preiskampf in der Lebensmittelbranche, dem Druck zur Qualitätssenkung, Lohndumping und Externalisierung von Verantwortung und Kosten. Vielmehr versucht es Konsum und Wohlstand neu zu definieren.
Inhalte von Rajka Sickinger-Nagorni, Marketing & Kommunikation des Kartoffelkombinats und von der Website https://www.kartoffelkombinat.de/blog/
Bilder von Rajka Sickinger-Nagorni, Marketing & Kommunikation des Kartoffelkombinats
Verfasst von: Hannah Bauer