Gespeichert von angelika am
Als ich mir überlegte welches ethische Dilemma ich wohl diskutieren möchte, ist mir eingefallen, dass ich doch in der Dilemmagrube schlechthin nachsehen könnte. Darauf hin hab ich mein altes Gebr. Grimm Märchenbuch abgestaubt und aufgeschlagen. Seit klein auf liebte ich die Geschichte "Der gestiefelte Kater", darauf hin blätterte ich darin mit der Neugier auf ein ethisches Dilemma zu stoßen.
Ich war entsetzt, wie viele ethische Dilemma man in nur einer Märchengeschichte finden kann. Aus der Geschichte des gestiefelten Katers beispielsweise, könnten folgende Dilemma interpretiert werden:
1) Ungerechte Verteilung des Besitzes auf die drei Müllersöhne (Der erste Sohn bekam die Mühle, der zweite Sohn den Esel und der dritte Sohn den Kater... diese Erbverteilung ist aus heutiger Sicht alles andere als gerecht)
2) Der Kater "zwingt" den Müllersohn zum Stiefelkauf (Diese Stelle kann schon fast als Zwang interpretiert werden, da der arme, junge Müllersohn hier vor zwei Möglichkeiten steht. Entweder kauft er dem Kater die Schuhe und der Kater ist zufrieden und bring ihm den versprochenen Reichtum, oder er kauft dem Kater keine Schuhe mit der Angst, der Kater könnte dann eventuell verschwinden und er würde allein dastehen)
3) Der Kater belügt den König (Der Kater behauptet sein Graf - der Müllersohn - hätte ihm aufgetragen dem König die Rebhühner zu bringen. Etwas später in der Geschichte gaukelt er dem König vor, das der Grafen im Besitz von Äcker, Wälder und dem Schloss des Zauberers sei)
4) Der Kater ermordet den Zauberer (Somit kann der Kater mit dem Müllersohn zukünftig im Schloss des Zauberers und in Reichtum leben. Schlussendlich bekommt der Müllersohn durch des Katers List auch noch die Prinzessin zur Frau)
Der Kater handelt in dieser Geschichte sehr zum eigenen Wohl. Ohne Rücksicht setzt er sich seine Ziele selbst und erfüllt die daraus erarbeiteten Aufgaben selbstständig (ohne Rücksprache mit dem Müllersohn). In welchem Dilemma würde sich der Müllersohn befinden, wenn man ihn auf die Taten seines Katers ansprechen würde? Heutzutage würde das unter Betrug und Mord fallen und gerichtlich verfolgt werden.
Nach einer kurzen Recherche im Internet bin ich darauf gestoßen, dass auch aktuelle betriebswirtschaftliche Veröffentlichungen dieses Thema beinhalten und auch mit Märchen in Verbindung gebracht werden. Wunderer (2008) beispielsweise bringt die Handlungsweise des gestiefelten Katers mit dem heutigen Unternehmertum in Verbindung. Das so genannte "Intrapreneurship" beispielsweise, bezeichnet das Leitbild in Unternehmen bei denen die Mitarbeiter in die Rolle eines unternehmensinternen Unternehmers gestellt werden. In der Managementforschung spricht man auch von der "Führung von unten", "managing the boss", "Reverse coaching" usw. Heute könnte man laut Zentes (2010) die Handlung des Katers mit manchen Sekretariaten der Geschäftsleitung vergleichen. Ob ein Sekretariatsmitarbeiter, welcher seine Ziele selbst definiert und eigenverantwortlich handelt, schon ein Dilemma für das Unternehmen und die Geschäftsleitung darstellt, ist zu bezweifeln. Bei Betrug und Mord jedoch auf jeden Fall!