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Keynes (1883 – 1946), als Produkt der Grossen Depression, gilt als Begründer der „gemischten Wirtschaft“, in der der Staat eine entscheidende Rolle spielt. Da vielen Leuten sämtliche staatlichen Aktivitäten bestenfalls als verdächtig, schlimmstenfalls als ausgesprochen schädlich erscheinen, wurde und wird Keynes Lehre mit äusserst gemischten Gefühlen angesehen.
Privat war er ein ausgesprochen gewiefter Kaufmann und Finanzfachmann mit ausgeprägtem Geschäftssinn. Es gelang ihm mit Devisenspekulationen und einer eigenen Investmentgesellschaft grosses Vermögen anzuhäufen.
Als Berater an den Friedensverhandlungen zum Ersten Weltkrieg bestürzten ihn die rachsüchtigen Bestimmungen des Vertrages von Versailles und führten zu seinem Werk „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ und damit zu internationalem Ruhm.
30 Jahre später war Keynes Leiter der Verhandlungsdelegation der britischen Regierung zur Sicherung der erforderlichen Kriegskredite und später Mitverantwortlicher des Abkommens von Bretton Woods, welches die Weltwährungsbeziehungen auf eine neue Grundlage stellte. Es war ihm ein Anliegen die Zusammenhänge zwischen einer Volkswirtschaft und den Kapitalinvestitionen von Unternehmen herauszuarbeiten und zu unterstreichen.
In seinem Buch „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ vermerkte er, dass die Gesamtaktivität einer Volkswirtschaft abhängig von der Bereitschaft der Unternehmer zu Kapitalinvestitionen sei. Der revolutionäre Aspekt der Keynesschen Theorie besagte, dass die Marktkräfte über kein eigenständiges Korrektiv verfügen, welches für ein beständiges Wachstum des Kapitalismus sorgt. Eine in der Depression verfangene Wirtschaft brauchte also einen Ersatz für die ausbleibenden Unternehmensinvestitionen, um sich daraus zu befreien. Nach Keynes konnte eine derartige Stimulierung der Wirtschaft jedoch nur eine Institution leiten: der Staat. Staatsausgaben waren demnach unverzichtbarer Bestandteil einer Wirtschaftspolitik, um einer krisengeschüttelten kapitalistischen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Er schlug eine auf die Gesamtwirtschaft bezogene staatliche Steuerung vor, die das allgemeine Niveau von wirtschaftlicher Produktion und Aktivität auf einer optimalen Höhe zu halten versuchte (im heutigen Sinne: eine Globalsteuerung). Diese sollte die Probleme, die ein Einzelner nicht lösen konnte, in Angriff nehmen ohne Freiheit und Unabhängigkeit von Individuen zu beeinträchtigen. Keynes‘ betonte die Notwendigkeit von politischer Toleranz und konstruktiver Kritik. Er wollte eine grundlegend neue Wirtschaftsform durch demokratische Evolution erreichen.
Die Bedeutung von Keynes‘ Werk bestand darin, dass er die Wahrnehmung unseres Wirtschaftssystems veränderte.
Wie sich Staatsausgaben auf eine Marktwirtschaft auswirken sind Fragen, die Ökonomen auch heute noch brennend interessieren. Die Bretton Woods Idee einer Weltwährungsbeziehung wurden im 20. Jhdt. vom Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz und in heutiger Zeit vom Ökonomen Christian Felber neu aufgegriffen und vertreten.
Bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft die Ökonomen oder die Wirtschaftspolitik durchsetzen wird.
Literatur:
Heilbroner, Robert; Lester Thurow; Haas, Jan W. [Bearb.] (2002): Wirtschaft - das sollte man wissen. Übers. aus dem Engl. und dt. Bearb. von Jan W. Haas. Seite 49 – 54. Frankfurt/Main ; New York : Campus-Verl.
Gabler, Wirtschafts-Lexikon (2000): inklusive Update-Service im Internet. Taschen-buch-Kassette mit 8 Bd., 15., vollst. überarb. und aktualisierte Aufl.. Seite 1726 f. Wiesbaden: Gabler
Wikipedia (2009): John Maynard Keynes. Online im Internet. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Maynard_Keynes (download 16.03.2010)
Wikipedia (2009): Joseph E. Stiglitz. Online im Internet. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_E._Stiglitz (download 16.03.2010)