Gespeichert von literature am
Unser täglich Brot - Ein Film von Nikolaus Geyrhalter
Bilder sagen mehr als tausend Worte. Diese Metapher trifft auf die Dokumentation „unser täglich Brot“ voll und ganz zu. Es sind bewegende Bilder, die von den Produzenten genutzt werden – denn sie sollen zum Umdenken bewegen. Sprachliche Erklärungen sind nicht notwendig um den Handlungsbedarf aufzuzeigen. Die Bilder und teils die Geräusche, denen die Arbeiter ausgesetzt sind, sind Erklärung genug. Durch fehlende Kommentare ist es jedem möglich, sich selbst ein Bild davon zu machen, ohne sich von anderen Fakten ablenken zu lassen.
Die meisten Menschen sehen in den Einkaufsmärkten nur das saubere, fertig verpackte Fleisch, kräftig glänzendes Obst und Gemüse. Es ist zwar ersichtlich woher die Lebensmittel stammen – was oftmals bereits auf den Produktionsstandard hinweisen sollte, allerdings haben nur wenige richtige Bilder der Produktion dazu im Kopf. Der Film ändert dieses Defizit.
Aber nur durch die Massenproduktion ist es dem Handel möglich, niedrige Preise anzubieten. Die Tiefpreispolitik hat aber ihren Preis. Auf Kosten unserer Gesundheit und auf Kosten der Tiere.
An einigen Bildern wäre nichts auszusetzen, wäre da nicht das Gift zur Schädlingsbekämpfung, die Akkordarbeit um die Arbeit rasch und Geld bringen zu vollziehen oder die Art und Weise wie die Tiere gehalten werden.
Die Szenen dauern immer nur wenige Minuten an, was auch ausreicht um die wesentlichen Punkte zu zeigen. Es wechselt zwischen lebenden Tieren und pflanzlichen Erzeugnissen. Einzelne Szenen gehören am Ende zusammen. Zum Beispiel gibt es eine Szene über die Küken, eine über die Haltung der Küken und deren Eierverarbeitung, später noch eine wie genau diese Hühner weiterverarbeitet werden, wenn sie für die Eierproduktion nicht mehr von Nöten sind.
Die Küken sind in Kisten gestapelt und warten und darauf, weiterverarbeitet zu werden. Auf einem Fließband laufen die Kisten dann einzeln an den Arbeiterinnen vorbei, diese fassen beherzt in die Kisten, nehmen so viele Küken heraus wie sie fassen können und werfen sie in einen Schacht vor sich. Diese Art von Fließbandarbeit habe ich schon einmal in einer Dokumentation gesehen. Dabei ging es allerdings um die Mülltrennung – falsch entsorgte Stoffe wurden von den richtigen getrennt. Hier waren es nur eben lebende Küken die von ihren Eierschalten getrennt wurden. Später werden sie durch eine Schleuse in neue Kisten geworfen und im Anschluss einzeln geimpft und in die nächste Kiste geworfen.
In riesigen Lagerhallen tummeln sich mehrere hundert Hühner, Tageslicht ist ein Fremdwort, ebenso wie Platz oder Frischfutter. Mitarbeiter laufen durch um mögliche tote Tiere zu entfernen. Später werden genau diese Hühner von einer Maschine eingesammelt und in Kisten geworfen. Die Kisten werden zum Schlachter transportiert.
In einer späteren Szene sieht man Hühner in Käfighaltung. Mehrere federlose Hühner kleinen Käfig zusammengepfercht – kaum größer als ein Hamsterkäfig. Es sieht aus wie in einem Gefängnis, nur dass diese Tiere nichts verbrochen haben. Die Eier liegen in einer Rille unter den Hühnern – Mitarbeiter laufen durch und kontrollieren den Ertrag und sortieren verstorbene Tiere aus.
Um in die Gemüseabteilung großes, reifes, farbkräftiges Obst und Gemüse zu liefern, wird dieses oftmals in Gewächshäusern gezüchtet. Gegen die Bilder von Gewächshäuser ist nichts einzuwenden, wenn da nicht die Maschinen wären, die auf jede einzelne Pflanze Gift verspritzen. Viele Plantagen liefern viel Ertrag. Aus diesem Grund gibt es auch viele Gewächshäusern. Vorarlberg bietet nirgends einen solch entfernten Horizont wie auf dem Video ersichtlich. Solche Bilder gibt es in den flachen Gegenden im Osten Österreichs – mit dem Unterschied, dass die Fläche mit Feldern bewirtschaftet wird und nicht bis zum Horizont mit weißen Plastikzelten bedeckt ist. In Jedem Zelt meterhohe Tomaten, Paprika oder Gurkenpflanzen.
Ein Filmausschnitt zeigt die Plantagen bei Nacht – vom Einbruch der Nacht hat das Gemüse im Inneren aber nichts mitbekommen. Die Zelte sind stark beleuchtet, um längere Tageszeiten zum reifen zu simulieren.
Nachdem die Pflanzen ihren Ertrag abgeworfen haben, werden sie entfernt, die Gewächshäuser chemisch gereinigt und neu bepflanzt.
Bei der Schweinezucht sieht es von den Bedingungen her nicht viel besser aus wie bei den Hühnern. Die Mutterschweine liegen eng eingezwängt zwischen Gitterstäben, so, dass die Ferkel von trinken können. Sind die Ferkel alt genug, werden sie von der Mutter getrennt, das Ohr mit einer Marke versehen und die Schwänze gestutzt. Auch hier werden die Jungtiere, die fertig „behandelt“ wurden einfach weitergeworfen.
Später werden die ausgewachsenen Tiere zum Schlachter getrieben – schlimm genug dass sie nie Erde unter den Füßen spüren durften. Sie werden so dermaßen angetrieben, dass sie beinahe übereinander weglaufen anstatt nebenher. In der anschließenden Szene, in der die Mitarbeiter bei der Pause gezeigt werden, sprechen sie Deutsch miteinander, was zeigt, dass diese Umstände nicht unweit von uns gefilmt wurden.
Die Apfelzucht wird ebenso gezeigt. Viele kennen die großen Felder bei denen die Apfelbäume reihum nebeneinander stehen. Über dem ganzen Feld sind Netze oder Planen gespannt, um Insekten und Vögel fernzuhalten. Die Apfelbäume werden ebenso gespritzt. Nach der Ernte landen sie in einer großen Waschanlage, sie schwimmen reihum bis zur Weiterverarbeitung bis sie verpackt werden. Immer 6 Äpfel auf einer Plastiktasse werden von einem Mitarbeiter kontrolliert – optisch unpassende Äpfel werden aussortiert. Bei den Äpfeln handelt es sich um das bekannte „Obst vom Bodensee“. Immerhin haben diese Äpfel nicht diesen enormen Transportweg, den das Gemüse von den Riesenplantagen hinter sich hat.
Von der Samengewinnung überzüchteter Stiere bis zum Lebensalltag der Kühe wird einiges sichtbar. Die Tiere werden maschinell gefüttert und mit Stroh versorgt. Durch die Stallgasse fährt eine Maschine die an eine Schneefräse erinnert. Diese Maschine wirft Stroh in die Boxen. Abgesehen von dem Lärm haben die Tiere keine Möglichkeit, dem Stroh auszuweichen.
Das Ende der Tiere endet für alle gleich. Sie hängen kopfüber vom Fließband und werden von Maschinen zerteilt und von Mitarbeitern im Akkord ausgenommen.
Dieses Dilemma kann nur jeder Einzelne ändern. Dadurch, dass sie beim Einkauf ein auf die Herkunft achten. Nur weil Obst nicht die ideale Form hat, ist es deswegen nicht weniger Wert. Äpfel sind das beste Beispiel. Äpfel, die ich aus dem Garten kenne, sehen nie so perfekt aus, wie die im Laden. Dafür überzeugen sie im Geschmack.
Ebenso ist es der Gastronomie hoch anzurechnen, wenn sie bei den verarbeiteten Produkten auf die Herkunft achten. Wie die Mensa an der Fachhochschule, die darauf achtet vorwiegend Ländle-Produkte zu verarbeiten.
Allein durch diesen Film bin ich zum Umdenken angeregt und achte mehr darauf woher die Produkte aus dem Supermarkt kommen. Vor allem als Student ist es nicht einfach immer ethisch korrekt und umweltbewusst zu handeln und dabei den finanziellen Aspekt nicht aus den Augen zu verlieren.
Wenn alle ein wenig umdenken und bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, wird es hoffentlich möglich sein, einen neuen Film darüber zu zeigen, wie sich die Umstände geändert haben.
verfasst von Melanie M.