Gespeichert von markus.buhl am
Tatjana sitzt mir gegenüber in einem dunklen Ledersofa, wir haben uns in ihrer recht chaotisch anmutenden Wohnung zu diesem Interview niedergelassen. Sie wirkt entspannt, den Blick ins Nichts, im Kopf vermutlich schon Millionen neuer Ideen und Gedanken.
Meine Frage, wie sie denn auf diese verblüffend naheliegende und doch geniale Idee für den Stiegl-Adbuster gekommen sei, wirft sie aus ihren Gedanken.
Sie blickt mich direkt an, setzt zum sprechen an, zögert, fährt sich durch die Haare, sammelt noch einmal ihre Gedanken.
“Puh, weißt du ich finde es hinterher immer schwer zu sagen, was denn nun letztendlich zu der Idee geführt hat. Man sitzt ja nicht am Tisch und arbeitet sich linear durch eine Reihe von Möglichkeiten bis man das fertige Sujet vor dem inneren Auge sieht. Also zumindest geht es mir so. Zu Beginn meiner Arbeit tue ich mich meist schwer mit dem finden guter Ideen. So war es auch diesmal. Ich hab mich im Internet ein bisschen umgeschaut, ein bisschen Inspiration gesucht, sogar andere, fertige Adbuster angeschaut. Was ich normalerweise nicht tue, weil ich das Gefühl habe, dass mich das in meinem kreativen Denken einschränkt. Man setzt sich ja beim Betrachten fremder Werke schnell die Scheuklappen auf und versucht dann auf einmal, alles so zu machen, wie es der Künstler vor einem getan hat.
Diesmal hat es mir allerdings geholfen, ich habe einige Beispiele gesehen in denen das Thema Alkohol behandelt wurde. Das gab mir zu denken, Alkohol zählt ja mit zu den schlimmsten und am extremsten süchtig machenden Drogen überhaupt. Und wird trotzdem von unserer Gesellschaft nicht so behandelt. Alkohol findet sich auf jeder Feier, jeder macht mit, trinkt um die Wette und fügt sich damit ständig Schaden zu, ohne groß die Konsequenzen zu bedenken. Schließlich macht ja auch jeder mit.
Mir war dann schnell klar dass ich eine Biermarke behandeln möchte, schließlich ist Bier das beliebteste alkoholische Getränk des Landes.”
Ich frage sie warum ausgerechnet die Biermarke “Stiegl”.
“Stiegl spielen in ihrer Werbung oft mit dem Wort “Stiege” und dem Verb “steigen”. Da das übertriebene konsumieren von Bier über längere Zeit oft negative psychische und körperliche Folgen nach sich zieht und oftmals sogar zum sozialen Abstieg führt, dachte ich, dass dies der perfekte Weg sei um diese Marke an den Pranger zu stellen:
Viel Alkohol führt mit der Zeit zu einem rasanten Abstieg.”
Was man von der kommenden Karriere dieser jungen Studentin dank solch kluger und unkonventioneller Ideen wohl nicht erwarten dürfte.
Als ich mich nach dem Interview von ihr verabschiede, gibt sie mir noch ein freundliches “vorsichtig fahren!” mit auf den Weg. An Umsicht mangelt es ihr sicherlich nicht. So dürfte ihr Sujet für sie wohl auch mehr als nur eine Semesterarbeit sein.