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Inspiriert durch Mahatma Gandhis Philosophie der Gewaltlosigkeit und dem Respekt gegenüber allem Leben forschte der indische Staatsbeamte Kusuma Rajaiah mehrere Jahre nach Möglichkeiten einer ethisch und wirtschaftlich vertretbaren Methode, Seidenstoffe herzustellen, ohne die Schmetterlingspuppen in kochendem Wasser abtöten zu müssen.
AHIMSA bezeichnet im Sanskrit das Prinzip der Gewaltlosigkeit, das in vielen Religionen des Ostens die Grundeinstellung des Menschen gegenüber den Lebewesen und der Natur widerspiegelt.
Nach mehreren Jahren intensiver Forschung ist es Kusuma Rajaiah gelungen, Verfahren zu entwickeln, die in den ländlichen Regionen Indiens die Herstellung marktfähiger Produkte gewährleisten. Das Ergebnis sind herrliche Garne und Stoffe aus Maulbeerseide, die ihre Liebhaber bis nach Hollywood gefunden haben.
In der konventionellen Maulbeerseidengewinnung verpuppen sich die Seidenspinnerraupen in ihren Kokons und werden danach durch Heißdampf oder kochendes Wasser abgetötet. Dadurch bleibt zwar der Kokon unversehrt und die Seide kann an einem Endlosfaden (bis zu 900 m) abgehaspelt werden, aber die Raupe kann nicht mehr als Falter das Licht der Welt erblicken.
Seit alters her werden auch Kokons von wild lebenden Seidenraupen gesammelt, aus denen die Falter bereits ausgeschlüpft sind. Meistens stammt diese Seide vom Tussah-Seidenspinner (in Indien: Tassar) und wird deshalb auch Wildseide genannt. Die Kokons sind durch das Ausschlüpfen des Schmetterlings beschädigt und der haspelbare Seidenfaden ist sehr viel kürzer und auch ungleichmäßiger als bei den Maulbeerseidenspinnern. Die Gewinnung des Seidenfadens ist aufwändiger, wodurch sich der höhere Preis der Wildseide erklärt.
Bei der Ahimsa-Seidenherstellung werden die Kokons des Maulbeerseidenspinners sorgsam überwacht: Man muss den richtigen Augenblick abpassen, um den Kokon aufzuschneiden und den erwachsenen Falter zu befreien. Er wird für die Weiterzucht, das Eierlegen, gebraucht. Der Kokon liefert bei der anschließenden Verarbeitung kürzere Fadenstücke als bei der konventionellen Methode des Abtötens. Die Fäden können jedoch maschinell versponnen und anschließend verwebt werden.
Ahimsa-Seide wird auch oft handgesponnen und findet als Seidengarn seinen Weg bis nach Europa. So ermöglicht die Ahimsa-Seidenzucht der ländlichen Bevölkerung ein sicheres und faires Einkommen.
Kusuma Rajaiah ist Mitarbeiter der Andhra Pradesh Handloom Weavers Cooperative Society (APCO) und hat auf seine Verfahren ein Patent erhalten.
Im englischsprachigen Raum wird Ahimsa-Seide oft auch als Peace Silk oder non-violent silk bezeichnet.
Wem das ethische Gewissen schlägt, kann seine Modefreuden mit Ahimsa-Seide leben und muss nicht auf edle Stoffe verzichten.
Informationen zu Kusuma Rajaiah: The Wallstreet Journal http://blogs.wsj.com/indiarealtime/2011/01/04/taking-the-violence-out-of-silk/
Link zum Patent: www.bio-seide.de/patent_rajaiah.jpg