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Der Boden in Vorarlberg ist knapp - und das liegt gar nicht einmal daran, dass die Fläche im "Ländle" bis in den letzten Winkel hin verbaut ist. Das wäre nämlich gar nicht möglich. Aufgrund der Topografie kann 95 % der Bodenfläche nie bebaut und nur 1/5 der Fläche ganzjährig bewohnt werden. Der Siedlungsraum beschränkt sich somit vor allem auf das Rheintal und den Walgau. Man könnte also daraus schließen, dass der begrenzte Raum einen sorgsamen und sparsamen Umgang damit bedingen würde - weit gefehlt!
Ungenutzte Wertanlage
Grund und Boden ist in Vorarlberg zu einer Wertanlage verkommen, die sich größtenteils nur noch Eliten und große Baukonzerne leisten können. Im Schnitt werden pro Tag fas 1.500 Quadratmeter Grünland in Bauland oder Bauerwartungsland umgewidmet. Nicht etwas aus einem Mangel heraus, denn immerhin ist fast ein Drittel des gewidmeten Baulandes nicht bebaut, ungenutzt und somit für den Großteil der Bevölkerung wertlos. Dieser Umstand führt zu einer künstlichen Verknappung, die die Preise für Bauen und Wohnen weiter in die Höhe treibt. Hinzukommen leerstehende oder nur zum Teil genutzte Gebäude, die für den Wohnungsmarkt nicht zugänglich sind.
Anstatt auf vorhandene Ressourcen zurückzugreifen, geht das Umwidmen stetig weiter und macht auch vor der Landesgrünzone nicht halt. Öffentliche Freiräume werden dadurch immer kleiner. Das Kommerzielle und Private ersetzt das Freizugängliche.
Bewusster Umgang mit Grund und Boden
Der Verein Bodenfreiheit hat es sich seit der Gründung 2011 zur Aufgabe gemacht, auf die Probleme im Umgang mit Grund und Boden in Vorarlberg aufmerksam zu machen und mit konkreten Vorschlägen an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Durch ihre politische Arbeit haben sie bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Thema inzwischen in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird.
Politische Arbeit durch Crowdfunding
Der Verein Bodenfreiheit will ein ein Zeichen für die Erhaltung von Freiräumen setzen. Da Grund und Boden in Vorarlberg aber zu einem fast unerschwinglichen Gut verkommen ist, sind sie dafür auf die Hilfe der Allgemeinheit angewiesen. Das Mittel der Wahl ist hierbei Crowdfunding. Mit einem monatlichen Beitrag von 10 Euro kann jed*er einen wichtigen Beitrag leisten, Flächen dauerhaft frei und zugänglich zu erhalten. Dafür werden nicht etwa große Flächen angekauft - das wäre bei den Marktpreisen auch gar nicht möglich. Der Verein wählt strategisch kleine freie Flächen oder Rechte an diesen aus und kauft diese an. Zudem versuchen sie durch ihre politische Arbeit und Bewusstseinsbildung auf die Probleme aufmerksam zu machen. Je höher der Anteil dieser Flächen wird, umso größer wird auch das Mitspracherecht.
Das Ziel ist ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden, also unter anderem die Nutzung von bereits gewidmetem Bauland, Innenverdichtung, platzsparendere Industriebauten, aber auch die Nutzung von Leerstand.
Dabei erarbeitet der Verein für jedes "befreite" Grundstück ein Nutzungskonzept. So können beispielsweise Gemeinschaftsgärten, alternative landwirtschaftliche Nutzung, Abenteuerspielplätze, Rodelhügel, offene Fußballplätze, Blumenwiesen, Biotope und vieles mehr für die zukünftige Nutzung entstehen. Nicht für Einzelne, sondern für alle - denn Bodenfreiheit schafft Freiräume.
Verfasserin: Sabrina Melojer
Quellen:
Verein Bodenfreiheit (2021): Verein zur Erhaltung von Freiräumen. Online verfügbar: https://www.bodenfreiheit.at/aktuell.html [zuletzt eingesehen am 30.06.2021]