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Die neue Datenschutzreform der EU ist ein richtiger und notwendiger Schritt zur Anpassung der Gesetzgebung an die rasante Entwicklung des Internets. Doch auch die Nutzer müssen ihr Verhalten im Internet überdenken und mit dem Fortschritt in Einklang bringen.
Die am 14. April 2016 durch das EU-Parlament verabschiedete Datenschutzreform war längst überfällig. Das alte Gesetz stammte aus dem Jahr 1995. Zu dieser Zeit stand der technologische Wandel noch in den Kinderschuhen – Unternehmen wie Google oder Facebook gab es noch nicht. Heutzutage bestimmen jedoch genau jene Konzerne den internationalen Markt im Onlinebereich und sind Herr über Milliarden von Nutzerdaten, unseren Nutzerdaten. Wenngleich die Nutzer den allgemeinen Geschäftsbedingungen vor der Inanspruchnahme der Internetdienste zugestimmt haben, sollten vor allem die großen Player nicht die Freiheit haben, mit den Daten fahrlässig umzugehen. Natürlich basieren die meisten Geschäftsmodelle in den sozialen Medien und anderen Kommunikationsdiensten darauf, dass Daten gesammelt und zu Werbezwecken genutzt werden. Dennoch haben die Nutzer ein Anrecht darauf, zu wissen was mit ihren Daten geschieht, wer sie verarbeitet und wo sie gespeichert werden. All diese und weitere wichtige Faktoren wurden in der aktuellen Datenschutzreform berücksichtigt und der modernen Entwicklung des Internetzeitalters angepasst.
Die Verantwortung liegt beim Gesetzgeber - und beim Nutzer selbst
Eines sollten wir, die Nutzer, aber nicht vergessen: Niemand zwingt uns dazu, die Dienste im Internet in Anspruch zu nehmen. Gerade bei sozialen Netzwerken wie Instagram, Twitter und Co. werden freiwillig intimste Daten durch die Nutzer preisgegeben. Beim Thema Datenschutz sollte also auch jeder Einzelne für sich abwägen welche Daten er welchem Unternehmen im Internet zur Vefügung stellen möchte und welche nicht. Die Nutzer müssen sich bewusst machen, dass auch sie für ihr Handeln im World Wide Web verantwortlich sind.
Vielmehr neigen vor allem die sogenannten Digital Natives, also jene Altersgruppe die in den späten 80er-Jahren geboren und mit dem Internet aufgewachsen ist, dazu, allzu freizügig mit ihren Daten umzugehen. Auch bei der Frage, für welche Werte sie stehen und wie sie ihren Teil für die Gesellschaft beitragen können entwickelt sich eine Ambivalenz in ihrem Denken und Handeln. Da kommt es schon mal vor, dass man auf einer Demonstration gegen den Datenmissbrauch durch große Konzerne ein Foto mit dem Smartphone schießt und anschließend auf Instagram postet. Ist das nicht bizarr? Auch in anderen Bereichen ist diese Ambivalenz zwischen digitalem und realem Verhalten ausgeprägt. Für das gute Gewissen wird etwa ein Like für eine NGO-Organisation auf Facebook gesetzt. Gleichzeitig wird jedoch nach billigsten Schnäppchen im Internet gesucht und auf Faktoren wie faire Löhne oder nachhaltige Produktion nicht mehr geachtet.
Das Internet ist schnelllebig und überall verfügbar. Das ist einerseits eine Bereicherung und kann viele Dinge im Leben erleichtern. Andererseits müssen wir aber auch darauf achten, dass wir unsere moralischen Grundwerte und Verhaltensweisen des realen Lebens nicht beim Surfen im Internet über Board werfen!
Julian Hechler / Intermedia / Media Ethics