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In den großen Religionen der Welt (mit Ausnahme des Hinduismus) ist Suizid mit wenigen Ausnahmen eine Sünde und hat ewige Verdammnis zur Folge. Diese Ausnahmen sind es aber, die die ganze "Verwerflichkeit" dieser Tat in Frage stellen. So ist es im Judentum erlaubt, sich selbst zu richten, um einer Apostasie zu entgehen oder im Buddhismus etwa um eine Schädigung des Karma (z.B.: durch eine schwere Krankheit) abzuwenden.
Kann es aber nicht auch sein, dass sich jemand seiner Rolle in der Gesellschaft bewusst wird und sich als Ressourcenverschwender sieht? Als Jemand, der ein erfülltes Leben hatte mit vielen Geschichten und tollen Erinnerungen? Jemand, der einfach nur bereit ist, Platz für Andere zu machen und für sich selbst beschlossen hat, genug erlebt zu haben?
Im "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry lässt sich am Schluss der keine Prinz freiwillig von der Schlange beissen um zu sterben. Aber nicht, weil er des Lebens überdrüssig ist ("Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein...") sondern weil er nach Hause auf seinen Stern will und der menschliche Körper ihn daran hindert ("Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer.") Er fühlt sich nicht ungerecht behandelt, betrogen oder verlassen. Er möchte nur nach Hause zu seiner Rose.
Ist es tatsächlich moralisch und ethisch nicht vertretbar, den Freitod zu akzeptieren? Warum darf ein Mensch nicht über seinen eigenen Tod bestimmen, wohl aber über den Tod von anderen Lebewesen? Wie frei muss jemand sein, der völlig intrinsisch über seinen Freitod entscheidet. Der mit Allem im Reinen ist und zufrieden auf sein Leben zurückblickt.
Der Philosoph Wilhelm Kamlah spricht von einem Entschluss zur Selbsttötung nach reiflicher Überlegung und aus innerer Ruhe und Freiheit heraus. Eine innere Ruhe, die es erst ermöglicht, völlig klare Gedanken zu fassen und mit einer absoluten Sicherheit und Bestimmtheit Entscheidungen zu treffen, die alles verändern.
Wer kann schon von sich behaupten, so eine innere Ruhe und Freiheit zu besitzen?
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