Gespeichert von elena zabrodina am
Sie sind jung, kreativ, gut ausgebildet, erfolgreich... und verdienen zu viel Geld– so erscheinen die "bourgeoisen Bohemiens" - die sogenannte Bobos - im Buch von David Brooks, leitender Redakteur des "Weekly Standard" in Washington.
Das Buch zeigt ein realistisches Portrait dieser Elite des Informationsalters vom Inhalt ihres Einkaufswagens bis zu ihren sexuellen Vorlieben und beschreibt ihr Konsumverhalten, sowie moralische und soziale Werte.
Das hervorstechende Merkmal dieser Gruppe, die man als „Hippie-Yuppie-Symbiose“ bezeichnen kann, ist sicherlich, dass sie Profitstreben mit sozialen Wertvorstellungen verknüpfen. Ihr Wohlhaben beweist uns, dass der wirtschaftliche Erfolg auf Ideen ebenso angewiesen sein kann wie auf natürliche Ressourcen. „Wie bildet man die Ressourcen, die man braucht, um das zu tun, was man tun will, ohne dabei zum Sklaven des Materialismus zu werden?“ – so lautet die Kernfrage der neuen Bildungselite.
Der Autor beschreibt den Wandel unserer Gesellschaft und erklärt, wie es dazu gekommen ist, dass sie Bobos so viele Widersprüche in sich vereinen können.Sie haben den freien Geist der Hippies und stehen für die soziale Gleichheit, legen aber viel Wert auf ihren privilegierten Status, verlangen nach Geschäften mit einer größeren Auswahl und sind Gegner des Materialismus.
Brooks, der selber zu dieser Truppe gehört, beschreibt sie mit einer Mischung aus Liebe und Ironie.Er unterstreicht, dass Geschäftsleben nicht nur für die Geldbörse, sondern auch für die Seele bereichernd sein kann. „Ich bin kein Geschäftsmann, sondern ein Kreativer, der zufällig Geschäfte macht“, - sagen vielleicht die Bobos wenn sie diese Zeilen lesen und prüfen dann genervt den Kontostand.
Als Konsumenten, verbessern die Bobos die Welt, indem sie sich für das natürliche Material und einen erdigen Braunton entscheiden, weil für dessen Entwicklung garantiert kein Tierversuch notwendig war. „Schlicht aber teurer“ ist ihr Motto beim Einkaufen. Bei der Wahl des Restaurants, achten sie darauf, dass dieses Biobauern unterstützt. Und ihre Freunde müssen die „richtigen“ Argumente parat haben, wenn sie erklären warum sie auf den Verzehr von Thunfisch verzichten.
Schließlich setzt sich David Brooks mit der Frage auseinander, in welche Richtung sich die Bobo-Kultur entwickelt und weist auf den positiven Beitrag hin, den sie zur Entwicklung der Gesellschaft geleistet haben.
Wenn man von diesem Buch Rezepte der schnellen Bereicherung erwartet, wird man enttäuscht. Es ist allerdings jedem zu empfehlen, der wissen möchte, wie man das freie Denken der Sechziger und das erfolgsorientierte Leben der Achtziger miteinander verbinden kann.
Zusätzliche Quelle:
http://www.evolver.at/site/review.php?id=12197