Gespeichert von literature am
Zusammenfassung Ethify Yourself 2.0
Kapitel Das Leben einteilen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Ressource Zeit und wie wir damit umgehen sollten, um ein möglichst Sinnerfülltes Leben zu führen.
Für ein ausgeglichenes Leben hat die Wissenschaftlerin Frigga Haug vier Bereiche festgelegt, welche den gleichen zeitlichen Umfang haben sollen. Diese Bereiche sind: Erwerb, Sorge, Kultur und Politik.
Für diese Teile, so rät Frau Haug, sollten vier Stunden pro Tag zur Verfügung stehen, um ein möglichst ausgeglichenes und erfülltes Leben zu führen.
Erwerb: dieser Bereich beinhaltet nicht nur die tägliche Arbeit, sprich den Beruf, sondern auch angenehme Tätigkeiten des Alltages.
Sorge: hiermit ist die Wertschätzung der sozialen Tätigkeiten, aber auch die Fürsorge für sich selbst gemeint.
Kultur: dieser Bereich beinhaltet die geistigen, künstlerischen und gestaltenden Leistungen, sei es im Theater oder in der Musik, Gemeinschaftlich oder für sich Selbst.
Politik: aktive Mitgestaltung von gesellschaftsrelevanten Themen, zum Beispiel aktives mitgestalten in der Gemeinde, Internet Blogs oder andere aktive Tätigkeiten.
Der Tagesrhythmus könnte beispielsweise für eine Kleinfamilie mit schulpflichtigen Kindern folgendermaßen aussehen:
6.30 aufstehen, Körperpflege, Frühstück und Haushalt (ganze Familie)
8.00 Kinder (Schule) Eltern (Erwerb)
15.00 Zeit für Freizeitgestaltung der ganzen Familie
18.00 gemeinsames kochen und essen, danach individuelle Abendgestaltung
Diese Einteilung sollte bei einer Erwerbstätigkeit beider Elternteile mit 25-30 Stunden pro Woche ausreichend sein, um das Haushaltseinkommen zu sichern.
Zielführend wäre natürlich, dass dieses Modell anklang findet, um weniger lang Erwerbstätig zu sein, dafür aber länger im Arbeitsprozess zu stehen.
Im Vergleich sind das in einer 40 Stunden Woche 64.000 Stunden und mit dem 28 Stunden Modell würde die Arbeitszeit dann 56.800 Stunden betragen. Natürlich lässt sich dieses Modell auch auf verschiedenste Personengruppen anpassen. Denn beispielsweise können Kinderlose sind mehr in der Altenpflege einbringen und Paare mit Kindern haben dafür Prioritäten in der Kindererziehung.
Ein wichtiger Bestanteil dieser vier Bereiche ist selbstverständlich auch die Weiterbildung.
Sich weiterzubilden, sich neue Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen, sollte in keinem Lebensabschnitt fehlen. Ebenso wie die Gleichberechtig in der Sorgearbeit und die Selbstführsorge.
Diese Bereiche gelten für Männer und Frauen gleichermaßen, die Verhältnisse können sich allerdings nach der Geburt des Nachwuchses verschieben. In einer modernen Gesellschaft wäre es beispielsweise denkbar, dass die Frau im ersten Jahr in Karenz geht, im zweiten Jahr übernimmt der Mann die Kinderbetreuung. Somit würde gewährleistet, dass die Frau die Möglichkeit hat, zeitnah wieder in den Beruf einzusteigen und der Mann kann an der Entwicklung des Kindes intensiver teilnehmen.
Eine „Vier-in-einen-Perspektive“ hat somit den Vorteil, das eine Gleichstellung in allen Lebensbereichen stattfindet, um das volle Potential an Möglichkeiten zu Leben.
Kapitel Konsum und Ökologischer Fußabdruck
Der Begriff einer Konsumgesellschaft tauchte erstmals im 15. Jahrhundert in England auf. Die Gesellschaft kauft mehr Waren und Güter ein, als diese zum Überleben wirklich benötigt.
Mit der Selbstbestimmung des Volkes und dem Bedürfnis nach mehr Luxuswaren, wurde die Kaufkraft gesteigert. Aus einer Bedarfsgesellschaft entwickelte sich also die Konsumgesellschaft und die Nachfrage nach Massengütern stieg stetig. Im 19. Jahrhundert war es die Werbung in Zeitschriften und Magazinen die dieses Nachfrage noch zusätzlich erhöhte.
Werbung weckt also den Wunsch oder das Verlangen nach Waren und Dienstleistungen, wen denen der Konsument noch nicht wusste, das er diese besitzt. Der Konsumrausch nach immer mehr Besitztümern ist längst zu einer attraktiven Freizeitgestaltung geworden, welche wir uns im laufe der Jahrhunderte angeeignet haben.
Diese antrainierte Kaufgewohnheit liegt in unserem sozial-psychologischen Verhalten begründet. Wir kopieren die Gewohnheiten, die Kleidung und Eigenschaften von erfolgreichen Menschen in unserer „Gruppe“, um den gleichen Stellenwert zu erlangen. Unser Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Gesellschaftsgruppe ist also bei der Kaufentscheidung ausschlaggebend.
Beispiel: Eine Frau kauft Wein aus Kalifornien, dies soll Aufgeschlossenheit und Neugier kommunizieren, um den Gästen positiv im Gedächtnis zu bleiben.
Wir definieren uns mehr über unser Haben und unsere Besitztümer, als über unsere Persönlichkeit und deren Stellwert. Aber auch Luxusgüter haben sprichwörtlich ihren Preis, denn diese wollen gehegt und gepflegt werden. Somit sind „Reiche“ Menschen oft nicht glücklicher als andere, sondern eher besorgter ihre Besitztümer zu schützen und deren Status zu erhalten.
Untersuchungen aus Großbritannien zufolge haben nur ca. 15% der Erwachsenen Vertrauen in die Werbeindustrie. Dieses Misstrauen wird auch von der „British Medical Association“ geteilt. Sie sprechen sich für ein totales Verbot für das Bewerben von ungesunden Lebensmitteln für Kinder aus. In Ländern wie beispielsweise Schweden oder Norwegen werden seit dem Jahre 1991 keine Kinderprogramme von Werbeeinspielungen mehr unterbrochen.
Um weniger Gegenstände und Waren zu konsumieren, können Flohmärkte eine gute Alternative sein, wie beispielsweise für die Altons. Alte Dinge zu tauschen macht glücklich und man kann wieder neue Kontakte knüpfen. Sich auch bei alltäglichen Einkäufen immer wieder Fragen zu stellen: „Brauche das wirklich oder will ich es lediglich besitzen, welchen Zusatznutzen erwarte ich mir in Wirklichkeit von meinem Kauf“, soll uns bewusster einkaufen lassen.
Denn in Wirklichkeit sind es oft die kleinen, zwischenmenschlichen Beziehungen und die kleinen Dinge des Lebens, die uns glücklich machen. Deshalb sollten wir uns nicht über unseren Besitz definieren, sondern über unser handeln.
Unser Konsumverhalten geht Hand in Hand mit dem ökologischen Fußabdruck den wir hinterlassen. Die Rohstoffe die der Mensch täglich verbraucht, für Essen, Wohnen oder Mobilität sind begrenzte Ressourcen, die viel Platz zum Nachwachsen benötigen.
Der ökologische Fußabdruck macht deutlich wieviel Flächen genutzt werden um beispielsweise Kohlenstoffdioxid zu binden. Das „Rechenmodell“ misst, wie viele Planteten mit der gleichen Qualität der Erde nötig wären, um die selbe Menge der vorhandenen Ressourcen zu verbrauchen. „Footprint“ als Maßstab wurde in den 90er Jahren eingeführt um den globalen Verbrauch zu messen, der in Global Hektar angegeben wird. Je größer dieser ökologische Fußabdruck ist, desto stärker wird die Umwelt beansprucht.
Daten des Global Footprint Network zufolge wird diese Belastung um ca. 23% überschritten. Die verbrauchte Menge liegt bei 2,2 Hektar pro Person, es stehen aber nur 1,8 Hektar pro Person zur Verfügung. Diese Werte sind natürlich je nach Region bzw. je nach Land unterschiedlich.
Hier einige Vergleiche:
Verbrauchte Menge pro Person Verfügbare Menge pro Person
Schweiz 4,7 Hektar 2,3 Hektar
USA 9,7 Hektar
GB 5,6 Hektar
Brasilien 2,1 Hektar
Die Biokapazität wird auch in Europa um 100% überschritten und in Frankreich sogar um das Doppelte. Richtlinien für Ökologische Ressourcen sind genau so wichtig wie die Richtlinien für Sozial- und Menschenrechte, die Erhaltung der Artenvielfallt oder die Messung der Lebensqualität, in der Region in der wir leben.
Kapitel Anerkennen und Kümmern
Aufmerksamkeit ist ein zentrales Bedürfnis des Menschen, ohne die nötige Zuwendung würden Kleinkinder nicht überleben. Auch die Maslow´sche Bedürfnispyramide ist längst überholt. Denn der Wunsch nach Zuneigung und Bestätigung durch andere, ist immer gegeben und tritt nicht erst nach Stillung menschlicher Grundbedürfnissen auf.
Hierzu sieht Georg Franck Parallelen zur Ökonomie. Die Ökonomie des Geldes und die Ökonomie der Aufmerksamkeit unterliegen ähnlichen Prinzipien. Denn Aufmerksamkeit kann immer einen Tauschwert annehmen, je nach dem wie hoch die Wertigkeit ist, die man ihr zuspricht.
Im zwischenmenschlichen Kontext tauschen wir immer Anerkennung und Aufmerksamkeit ein, um von anderen beachtet zu werden. Es handelt sich hierbei immer um Angebot und Nachfrage.
Oftmals sind wir von der Wertschätzung anderer Menschen abhängig, dann verlieren wir die nötige Balance.
Dies zeigt sich auch sehr deutlich in den modernen Medien. Hier werden Zeit und die Aufmerksamkeit der Verbraucher eingetauscht gegen Formate, die der Verbraucher sehen möchte. Die Messung dabei sind Einschaltquoten, Seitenaufrufe bei Webseiten und Auflagen von Zeitschriften. Die Beachtung durch andere ist häufig verknüpft mit der Bedingung erfolgreich zu sein, um die Erwartungen zu erfüllen. Aber Statussymbole wie, ein teures Auto oder die teure Uhr am Handgelenk haben auch ethische und ökologische Nebeneffekte.
Der Wunsch nach Beachtung durch andere finden wir auch in sozialen Netzwerken wieder. Wer sich über die Anzahl seiner Follower und oft vermeidlichen Freunden definiert, beeindruckt meistens nicht. Sich in besonderem Licht darzustellen, ist so alt wie die Geschichte des Theaters. Massenmedien produzieren Stars und Sternchen und solange es einen Markt dafür gibt, wird dieses Phänomen auch noch weiterhin anhalten.
Anerkennen und Kümmern spielt natürlich auch in der Entwicklung von Kindern eine tragende Rolle. Die Grundrechte der EU legen fest, dass Kinder Anspruch auf Schutz und Führsorge durch ihre Fürsorgepflichtigen erhalten, Unterlassung dieser Pflichten sind strafbar.
Die Unterbringung in Kleinkinderbetreuungen bringt allerdings oft Kritik mit sich. Familiennetzwerke befürchten eine Störung in der emotionalen und sozialen Entwicklung der Kinder. Andererseits kann die Betreuung durch geschulte Pädagogen, Bildungsdefiziten entgegenwirken und insgesamt die soziale Entwicklung fördern. Eine geteilte Betreuung durch Spielgruppen und Eltern wäre natürlich eine gute Kombination.
Aber auch die ältere Generation benötigt unsere Aufmerksamkeit. Spannende Geschichten aus vergangenen Zeiten sind wichtig um nicht in Vergessenheit zu geraten, quasi Geschichtsunterricht aus erster Hand, von der alle Generationen profitieren. Dies wird auch häufig in Form von Anthropologischen Diskussionsrunden von verschieden regionalen Museen angeboten.
ARBEITSGRUPPE, Fabrizio Pritzi und Daniela Tschögl, IMB_15