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Für viele Außenstehende ist der Job eines Designers mit langen Arbeitszeiten und einer schlechten Bezahlung verbunden. Das der Job, eigentlich wie jeder andere, Risiken birgt zeigt Frank Berzbach in seinem Buch „Kreativität aushalten – Psychologie für Designer“. Er zeigt jedoch auch Möglichkeiten auf, wie man mit kleinen Tricks den Tücken des Jobs umgehen kann. Dabei bezieht er sich immer wieder auf bekannte Namen aus der Psychologie- und Designszene (wie Paul Watzlawick, Wolfgang Glatzer und Rainer Holm-Hadulla).
Das wohl größte Problem sieht Frank Berzbach in der immer mehr zunehmenden Selbstständigkeit von Designern. In keinen anderem Berufsfeld gibt es so viele Freischaffende wie in dieser Branche. Der eigene Chef sein, zu Hause arbeiten, mehr verdienen – dass sind wohl die herausragendsten Argumente für eine Selbstständigkeit. Jedoch birgt diese große Freiheit auch viele Gefahren. In anderen Arbeitsbereichen hat sich im Laufe der Jahre eine lange Tradition entwickelt. Diese besteht sowohl aus Rechten, als auch aus Pflichten bezüglich der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In einer so jungen Branche wie der Designszene konnte sich eine solche Tradition noch nicht entwickeln. Es interessiert einen Auftraggeber nicht, wo und wann der Gestalter arbeitet. Das einzige was ihn interessiert ist, dass sein Auftrag rechtzeitig fertig wird – wie ist ihm egal. Dieses Phänomen der zu großen Freiheit bezeichnen Arbeitspsychologen als „Tele(heim)arbeit“.
Nachteile der Telearbeit
Um im Homeoffice zu arbeiten muss man sich als erstes seinen eigenen Arbeitsbereich einrichten. Dies führt schon zu ersten Konflikten. Der Partner oder die Partnerin oder die Kinder müssen ein Zimmer in der Wohnung – oder auch nur einen Teil - „abgeben“. Dies meisten mit zusätzlichen finanziellen Mittel. Um diese dann nicht zu sehr steigen zu lassen verzichten viele auf einen ergonomischen Bürostuhl und nehmen eben einen, der gerade übrig ist – mit späteren Auswirkung auf die Gesundheit.
Im Punkto Arbeitszeiten kommt es zu neuen Konflikten. Da man ja immer zu Hause ist, hat man Zeit schnell einen Kaffee mit den Eltern zu trinken oder mit jemandem zu erzählen. Würde man in einer Agentur arbeiten, käme niemand auf die Idee vormittags einfach mal schnell vorbeizukommen. Da ist klar, dass gearbeitet wird. Man muss sich also gegenüber seinen Umfeld ständig rechtfertigen und verteidigen. Gerade Kindern zu vermitteln, dass Mutti oder Vati jetzt arbeiten und keine Zeit haben – obwohl sie zu Hause sind – ist sehr schwer. Dazu kommt, dass unser Umfeld von uns erwartet, dass wir uns neben der Arbeit noch um Wäsche, Haushalt, etc. kümmern. Ist ja schließlich alles um einen herum.
Und so ist das eigentlich größte Problem für Freelancer die psychologische Trennung zwischen Privat- und Arbeitszeit. Normalerweise schaffen wir diesen durch den täglichen Gang auf Arbeit. Diese 20 Minuten Fußweg legen im Kopf den Schalter um auf Arbeitsmodus. Bei Homeoffice fehlt das total – deshalb Berzbach´s Tipp: Einfach ordentlich anziehen, aufstylen, als ob man auf Arbeit gehen würde und stattdessen aber 20 Minuten um den Block laufen und dann anfangen mit Arbeiten.
Ein weiterer Nachteil der Telearbeit ist die Isolation. Gerade bei hoher Arbeitsbelastung schaffen es Freelancer nicht einen klaren Strich zu ziehen und den Feierabend einzuläuten. Nach einer Weile kommt man sich schließlich wie in Isolationshaft vor. Das wiederum hat Auswirkungen auf unsere Arbeitsleistung. Darüber hinaus können wir mit niemanden über private oder berufliche Probleme reden, wie es in einer Firma der Fall wäre. Das wirkt sich extrem auf unsere Stimmung und damit wiederum auf unsere Arbeitsmoral aus. Die einzige Lösung: Schaffen Sie sich ein Netzwerk aus Kooperationspartnern, anderen Selbstständigen und Freunden mit denen sie täglich zu tun haben. Jedoch sollte man dabei stark auf die Trennung zwischen Freundschaft und Beruf achten.
Kollektive Telearbeit
Die beste Lösung für diese Probleme sieht Berzbach in der kollektiven Telearbeit. Der Rochuspark in Wien bietet ein Zentrum in dem Selbstständige an einem Ort arbeiten können. So ist es möglich sich schnell mit Kollegen auszutauschen und von der Erfahrung Älterer zu profitieren. Zudem ist diese Einrichtung aus ökologischer und ökonomischer Sicht ein großer Fortschritt.
Im weiteren Verlauf des Buches gibt Frank Berzbach Tipps und Hinweise für die richtige Kommunikation mit Kollegen und Chefs, mit dem Umgang von Stress und zum Thema Zeitmanagement.
Dieses Buch ist für jeden sinnvoll der sich den Gefahren des Berufes bewusst werden will und sich Rat und Lösung erhofft, um so auch noch in vielen Jahren erfolgreich und kreativ arbeiten zu können.
(Berzbach, Frank: Kreativität aushalten. Psychologie für Designer. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2011, 2. Auflage)