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Das Buch „FAST NACKT“ des britischen Autors Leo Hickman behandelt dessen Selbstversuch ein ethisch korrektes Leben zu führen. Im Vorwort erwähnt Hickman, dass dieses Projekt entstanden sei, da er sich nach der Geburt seiner Tochter begann, die Frage zu stellen, ob er denn ein guter Mensch sei. Aufgrund täglicher Berichte über Klimakatastrophen, Hungersnöte und den verschwenderischen Lebensstil der westlichen Welt häufen sich bei ihm Schuldgefühle und er entscheidet sich zu einem Experiment, um sein Leben, das seiner Frau und seines Kindes nachhaltiger und ethischer zu gestalten. Ihm ist bewusst, dass er bei seinem Projekt auf Hilfe angewießen ist und lädt 3 Ethikberater zu sich nach Hause ein. Diese inspizieren den Lebenstil und die Gewohnheiten der Familie Hickman genaustens und zeigen ihnen Bereiche auf, in welchem ihr Lebenswandel der Umwelt schadet, zu verschwenderisch ist und sie ihrer Gesundheit schaden.
Die ersten Probleme des ethischen Lebens entstehen bereits beim Einkauf, da sich selbst die Ethikexperten nicht einig sind, welche Bioprodukte zu bevorzugen seien. Die Aufklärung durch die Ethikberater, welche Ressourcen für bestimmte Produkte verschwendet werden und wieviele unnötige Zusatzstoffe und Pestizide in den meisten Lebensmitteln enthalten seien, machen den Einkauf der Hickmans im lokalen Supermarkt zu einem kleinen Abenteuer, da es sich für sie als äußerst schwierig gestaltet Produkte zu finden, die ethischen Standards standhalten. Zu all dem stellt sich auch noch die äußerst komplizierte Frage, ob es denn nicht sogar besser sei, Vegetarier zu werden, da die Ausbeutung des Tieres sich ebenfalls schlecht mit einem ethischen Lebenswandel vereinbaren lässt. Auch der finanzielle Faktor erschwert manche Kaufentscheidung, da biologisch produzierte Produkte meist die teureren sind.
Ein weiteres Thema, welches enorme Fragen in Bezug auf ein ethisches Leben aufwirft, ist die Müllproduktion der Menschheit. Schnell finden die Ehtikberater bei den Hickmans heraus, dass auch in deren Haushalt viel zu viel Müll produziert wird und Mülltrennung ein Fremdwort ist. Daher beschließt Leo einen Komposthaufen für Biomüll anzulegen, Stoffwindeln auszuprobieren, weniger Plastiktüten zu verwenden, weniger verpackte Lebensmittel zu kaufen und keine Postwurfsendungen mehr anzunehmen.
Da Leo Hickman Redakteur bei der englischen Zeitung „the guardian“ ist und über sein Projekt auch öffentlich berichtet, bekommt er dauerhaft e-mails von Lesern. Im Buch werden immer wieder Auszüge aus solchen e-mails gezeigt und es tun sich weitere Meinungen auf, die das Verhalten und die Sichtweiße von Leo Hickman zusätzlich beeinflussen. Gerade beim Anlegen seines Kompostes wird er von verschiedensten Erfahrungsberichten enorm verunsichert.
Im Laufe des Buches berichtet Hickman immer wieder von den Erfolgen, die er in Bezug auf sein ethisches Leben hat. Zum Beispiel gelingt es ihm erfolgreich seinen Kompost zu erschaffen und seinen kleinen Garten so umzugestalten, um selbst Kräuter, Gemüse und Obst anzupflanzen. Auch Einkäufe im lokalen Bioladen werden zur täglichen Routine, jedoch stellen die Hickmans zunehmend fest, dass ein ethisches Leben einen Menschen fordert und mit Aufwand verbunden ist. Doch wird vieles, wie zum Beispiel die Verwendung von Stoffwindeln, nach einer Umgewöhnungszeit, zur Normalität.
Nichtsdestotrotz ist der Versuch ethisch zu leben immer wieder von Rückschlägen und größeren Anstrengungen geprägt. Von kleinen Dilemmas, wie die Verweigerung der Kompostwürmer ihren Job zu verrichten bis hin zu Grundsatzentscheidungen, ob die Familie auf eine komplett vegetarische Ernährung umstellen und auf mediale Elektrogeräte verzichten sollte. Auch der Transfer der Geldanlagen auf ethische Banken erfordert von den Hickmans eine Menge Überwindung, da die Zinsverträge und die Altersabsicherung stark beeinflusst werden. Die größten ethischen Probleme treten allerdings auf, als die 7 Monate alte Esne Hickman krank wird und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Letztlich muss das kleine Mädchen mit Antibiotikum behandelt werden, welches unter Umständen unter unethischen Zuständen getestet wurde. Bei dem Autor stellt sich ab diesem Moment die Frage, inwieweit ehtisches Denken hier noch Relevanz hat, da es um die Gesundheit des eigenen Kindes geht.
Das Resümee Leo Hickmans, der in der Zeit des Experiments weiteren Familienzuwachs bekommen hat, ist, dass ethische Probleme in Zeiten, in denen die Versorgung des Nachwuchses oberste Priorität besitzt, sehr an Wichtigkeit verlieren. Allerdings ist er stolz am Ende seines Versuches ethisch zu leben, doch ein wesentlich reflektierteres Leben führt und es für ihn möglich ist, in vielen Bereichen ethisch korrekt zu handeln.
( Nicolai Pritzl )