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Einfach ausschalten

CC-by-sa ethify.org & living

Einige Tage lang habe ich mich selbst beobachtet um festzustellen, ob es Bereiche in meinem täglichen Leben gibt, die ich ethisch nachhaltiger gestalten könnte und bin daraufhin auf eine Eigenschaft meinerseits gestoßen, die den Großteil meiner Freizeit bestimmt:

Mein Tagesablauf unterscheidet sich im Großen und Ganzen wohl kaum mit dem jedes anderen. Ich stehe auf, frühstücke und fahre mit dem Bus zur Fachhochschule. Nachdem ich mich am Abend wieder zu Hause einfinde, wird fast immer der Computer eingeschaltet. Ich verbringe dann den Abend mit Vorliebe online, spiele Computerspiele, spreche über Voice-Chat mit meinen Freunden oder gehe meinen kreativen Projekten nach. Es fällt mir sogar manchmal schwer, den Computer auszuschalten. Dass diese Tätigkeit sehr viel Zeit und Energie verbraucht kann sich wohl kaum bestreiten lassen.

Eine kurze Zusammenfassung:
Ich komme am späteren Nachmittag nach Hause und setze mich kurz darauf an meinen Gaming PC. Wenn ich diesen also etwa um 5 Uhr am Abend einschalte und um 1 Uhr Nachts ins Bett gehe, ist dieser etwa 8 Stunden eingeschaltet. Nehmen wir nun also die Leistung meines Computers im Leerlauf wie es zum Beispiel beim Schreiben eines Textes der Fall wäre. Hier liegt der durchschnittliche Verbrauch etwa bei 70 Watt mit dazugehörigen Peripheriegeräten. Daraus ergeben sich 0,56 kWh pro Tag. Mit dem derzeitigen CO2-Ausstoß der Vorarlberger Kraftwerke AG von 0,052 kg/kWh multipliziert ergibt sich ein dadurch ein Jährlicher Ausstoß von etwa 11 kg CO2.  (Fehler Vorbehalten)
Läuft mein Computer jedoch auf Volllast, wie etwa beim Spielen eines Computerspiels oder beim Rendern einer Animation liegt der Verbrauch etwa bei 450 Watt maximal. Rechnet man diesen Wert auf ein Jahr aus kommt man auf einen CO2-Ausstoß von etwa 70kg jährlich. Ein realistischer Wert wäre etwa die Hälfte, denn ich spiele ja nicht den ganzen Abend.
Vergleicht man diesen Wert mit dem CO2 Ausstoß eines Autos kommt man ganz schön ins Staunen. Angenommen ich würde jeden Tag mit dem Auto statt mit dem Bus zur FH fahren, käme ich auf etwa 3600 km pro Jahr. Gerechnet mit dem durchschnittlichen Benzinverbrauch eines KIA Picanto von 5l/100km und dem CO2 Ausstoß von 0,99kg/km kommt man auf einen jährlichen Ausstoß von etwa 178kg CO2.
Hier nicht mit eingerechnet sind natürlich der Ausstoß der Server, die die ganzen Datenmengen beim Spielen verarbeiten müssen und der bei der Produktion der Computerkomponenten.
Wir können also sagen, dass ein ganzes Jahr Computerspielen den gleichen CO2 Ausstoß hervorruft wie jeden Tag 5km mit dem Auto zu fahren.
Finanziell beläuft sich meine Computernutzung zuhause in Bezug auf den Stromverbrauch deshalb auf ca. 100 Euro jährlich.


Aufgrund dieser Überlegungen und ebenfalls weil ich in letzter Zeit meiner Meinung nach zu viel vor dem Computer gesessen bin, habe ich mich entschlossen im Zuge meines Ethik Projekts eine Woche lang auf das Computerspielen und auch auf die Benutzung von elektronischen Medien im Allgemeinen zu verzichten.
Ich begann den Montag damit, in die FH zu fahren. Dabei nahm ich meinen Laptop mit, der übrigens nur einen Bruchteil meines Desktopcomputers zuhause, und zwar 20W im Leerlauf benötigt. Ich versuchte so gut es geht auf Papier Notizen zu machen. Überhaupt brauchte ich meinen Laptop nur recht kurz, für die Recherche und um einen Text zu schreiben. Im Bus war die Versuchung groß, Musik zu hören, jedoch bedeutete das, dass ich dazu die Akkulaufzeit meines Handys strapazieren müsste. Mein Handy war am Abend trotzdem leer und ich musste es aufladen, denn ich wollte trotz alledem für meine Studienkollegen verfügbar bleiben. Ich hatte keine großen Probleme am Abend den Computer ruhen zu lassen da ich am Montag sowieso immer mit meinen Freunden ins Fitnessstudio fahre. Zusätzlich nahm anstatt wie sonst immer mit dem Auto zu fahren den Bus.
Der darauffolgende Tag lief in etwa gleich ab. Nach getaner Arbeit in der FH kam ich am Abend wieder zu Hause an. Statt meinen Gaming PC einzuschalten nahm ich mir stattdessen ein Buch zur Hand, das ich sowieso für meine Bachelorarbeit lesen musste und machte es mir gemütlich. Ich bemerkte, dass ich dadurch erstmals etwas mehr zur Ruhe kam. Es war still. Kein surrender Lüfter, keine Musik im Hintergrund, kein „User entered your channel“ im Teamspeak. Und trotzdem kam ich nicht umhin, später am Abend meinen Laptop zu starten, weil ich noch etwas für die FH mit meinen Kollegen besprechen musste. Ich beherrschte mich, dennoch danach die neuesten Posts auf 9gag anzusehen oder ein Spiel zu spielen und schaltete den Laptop wieder ab, dessen Akku ohne Netzteil sowieso schon vor Stunden den Geist aufgegeben hätte. Normalerweise wäre ich jetzt bis halb eins weiterhin vor dem Computer gesessen, doch diesmal schaltete ich ab. Ich ging nach einem netten Gespräch mit meinen Eltern früher ins Bett als sonst, da mir spät abends schnell die Beschäftigungsmöglichkeiten ohne elektronische Geräte ausgingen. Ich hatte zu viel Zeit und zu wenig zu tun, abseits des Computers.
Am Mittwoch schaltete ich meinen Laptop lediglich für zwei, drei Stunden ein, um Arbeiten für die FH zu erledigen. Ich bemerkte wie selbstverständlich und unumgänglich es eigentlich als Gestalter ist, den PC zu verwenden. Egal welche Arbeiten, von Bildbearbeitung bis zum Videoschnitt. Dinge die früher analog erledigt wurden, können heutzutage nur noch mithilfe eines Computers vollendet werden. Wenn zum Vergleich schon eine Suchanfrage bei Google in etwa 5 Gramm CO2 Emissionen verursacht dann kann man sich denken, wieviel Gutes man der Umwelt tut, wenn man seinen Film mal schnell zu einer Renderfarm schickt. Es gäbe natürlich viele Möglichkeiten, die Computernutzung einzugrenzen. Ein einfaches Beispiel wäre etwa die Konzeption eines Projekts komplett analog zu erledigen. Weiters einsparen könnte man bei der Wahl des Computers. Ein Gaming PC ist zwar sicher nützlich wenn man viel mit 3D Rendering oder Videoschnitt zu tun hat, jedoch für reine Webdesigner nicht wirklich sinnvoll. Code schreiben kann man auch auf einem Netbook. Der Stromsparmodus und der Bildschirm-Timeout kann auf ein Minimum eingestellt werden und nicht gebrauchte Geräte können abgesteckt werden. Ebenfalls kann der Computer während der Nichtbenutzung vom Netz komplett getrennt werden. Wer sich gut mit Computern auskennt kann sogar die Energienutzung der einzelnen Komponenten regeln, um den Verbrauch niedrig zu halten. Diese und viele andere Möglichkeiten können ausgenutzt werden um auch trotz dem Fakt, dass wir den PC täglich brauchen, den Energieverbrauch und den damit zusammenhängenden Emissionsausstoß einzudämmen.
Den Rest der FH-Woche, also Donnerstag verbrachte ich damit, mich davon abzuhalten alle paar Minuten auf mein Handy schauen zu wollen und vertrieb mir die Zeit im Bus damit, mein Skizzenbuch zu füllen. Am Abend wurde ich von meinem besten Freund abgeholt um ins Training zu gehen. Ich verbrachte den Rest des Abends bei ihm wobei ich ein Interessantes Gespräch über das Thema dieses Projekts führte. Wir schalteten die Wii und diesem Tag zur Abwechslung einmal nicht ein und spielten stattdessen ein Brettspiel, das wir schon lange nicht mehr angerührt hatten.
Am Wochenende verzichtete ich sogar völlig auf den Computer und besuchte unter Anderem wieder einmal meine Großeltern, ging mit meiner Freundin Billard spielen und holte unter anderem meine Staffelei aus dem Dachboden.

Abgesehen davon, dass am Ende der Woche mein E-Mail Postfach überquoll, und ich des Sonntagnachts meine Arbeiten nachholen musste, kann ich von der Woche behaupten, dass sie mir richtig gut getan hat. Einmal etwas Abstand vom Computer und vom Internet zu nehmen lockert die Gedanken und bringt einfach mehr Zeit für sich selbst und andere. Zusätzlich bemerkte ich, dass mir aufgrund des fehlenden dauernden Informationsinputs wieder neue Ideen kamen. Ich werde in Zukunft zwar nicht auf meine nächtlichen Gaming-Sessions verzichten, denn auch diese Interaktion mit meinen Freunden ist mir wichtig. Dennoch nehme ich mir vor meine tägliche Computernutzung sinnvoll regulieren und mir mehr Zeit für andere nehmen.

Sven Lobnig

 

Quellen:

http://www.notebookcheck.com/Test-Sony-Vaio-VPC-F13Z1E-B-Notebook.39340....

http://www.notebookcheck.com/Test-Samsung-Galaxy-S3-GT-I9300-Smartphone....

http://www.extreme.outervision.com/PSUEngine

http://www.autobild.de/bilder/bilder-co2-effizienzklassen-fuer-kia-23274...

http://www.vkw.at/inhalt/at/strom-haushalt-stromherkunft.htm

http://www.vkw.at/inhalt/at/strom-haushalt-privat.htm

https://greenren.wordpress.com/2009/01/12/green-it-google/

Berechnungsfehler Vorbehalten

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