Kreationismus und der Eingang in die Unmündigkeit

Kreationismus und der Eingang in die Unmündigkeit

Welche Gefahren das Weltbild des intelligenten Designs mit sich bringt

Moderne Wissenschaft und Religion stehen sich seit jeher kontrovers gegenüber. Aufgrund unterschiedlicher Aspekte drehen immer mehr Menschen der katholischen Kirche den Rücken zu. Die Missbrauchsfälle der nahen Vergangenheit brachten die Institution stark in Verruf und haben einen entscheidenden Anstoß dazu beigetragen; die transportierten Inhalte gelten bei manchen als nicht mehr zeitgemäß. Jedoch befindet sich die Religion nicht am aussterben. Der Kreationismus vertritt die Lehre von einem Schöpfergott, welcher in "natürliche Vorgänge" eingreift und so die Welt nach seinem Bauplan intelligent gestaltet. Die Vertreter des Kreationismus vertreten ihr Weltbild auch auf politischer Ebene und bilden eine Gegenbewegung zur modernen Wissenschaft.

Aus der Vergangenheit

Einer der bekanntesten Fälle, in welchen sich die Kontroverse zwischen Religion und Wissenschaft zeigt, ist jener des Naturwissenschafters Galileo Galilei. Durch Beobachtungen und darauf gründende Berechnungen stellte er, neben anderen, das damals vorherschende geozentrische Weltbild in Frage. Im Gegenzug drohte ihm die Inquisition der katholischen Kirche mit entsprechenden Maßnahmen, letztendlich verbrachte er seine letzte Lebensphase unter Hausarest. Im 15. Jahrhundert war dies geradezu ein mildes Urteil. Giordano Bruno, zu dieser Zeit ebenfalls ein Verfechter des heliozentrischen Weltbildes, wurde von der Inquisition auf dem Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt. Welch tiefe Wunden dies in der Institution Kirche hinterlies lässt sich wohl auch an folgendem Faktum erkennen: Erst 1994 (Galilei) und 2000 (Bruno) erkannte der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung als Unrecht an.

Macht als Antrieb

Worum es eigentlich geht ist Macht. Das auftauchen der modernen Wissenschaft ist für die Religion wohl mit dem Verlust an der gegebenen Monopolstellung gleichzusetzten. Waren es damals die Heiligen Schriften und die Organe der herrschenden Institution Kirche, welche den Menschen Antworten auf ihre Fragen geben konnten, entstand nun eine neue "Gegenbewegung", welche stark im Vormarsch war. Diese bediente sich nicht aus alten Büchern und allwissenden Organen, den Vertretern Gottes auf Erden, sondern richtete sich an das Beweisbare, das Stellen von Fragen und den menschlichen Verstand.

Situation heute

Aus der Vergangenheit sollen wir unsere Schlüsse ziehen und lernen. Doch so verläuft auch dieser Exkurs in Sinus-Kurven. Wiederkehrend ist der Wille, vielleicht auch durch Ängste und Unsicherheit hervorgerufen, sich die Welt möglichst einfach zu erklären. Oder noch mehr, sich als Mensch einer Obrigkeit zu unterwerfen. Und genau das machen sich die Kreationisten zu nutzen bzw. derartig versuchen Gruppierungen sich selbst die Welt zu erklären. In den Vereinigten Staaten gewinnt die Ideologie um einen Schöpfergott immer mehr Anhänger und bedroht die Trennung von Staat und Kirche. So werden im Biologieunterricht nicht mehr die Evolutionsthesen von Darwin gelehrt, sondern jene vom "intelligent design", die moderne Auslegung der Bibel sozusagen. Den Fingerzeig auf die dummen Amerikaner können wir uns dahingehend sparen, da Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, ebenfalls seinen Gefallen an den genannten Konstrukten geäußert hat.

Wo liegen die Gefahren?

Wenn wir uns wieder in die Situation zurückbegeben und uns aufhören Fragen zu stellen, werden wir nicht nur träge in unserem Denken, sondern wir handeln nicht mehr nach eigenem Ermessen. Wir gehen ein in eine Hörigkeit. Wohin blindes Nachfolgen führen kann sollten wir nun längst gelernt haben. Ist es nötig den zweiten Weltkrieg als Beispiel blinden Gehorsams an dieser Stelle zu erwähnen? Der Kreationismus beansprucht die letzte Antwort auf alle Fragen. Und wie heißt es so schön: Wer nicht fragt bleibt dumm.

 

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