Lebensstile

Wenn wir dem Klimawandel begegnen wollen, müssen wir auch unsere Lebensstile hinterfragen. Was folgt dem "anything goes" der Postmoderne der 1990er Jahre nun in den 2020er Jahren? Hier wollen wir mal dokumentieren, wie unterschiedlich unsere Bedürfnislagen offenbar sind, um ein glückliches Leben führen zu können.

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Nachhaltigkeit? Schon.. aber verzichten will ich auch nicht!

Dass ein nachhaltiger Lebensstil im Sinne von einem solidarischem Miteinander, von Menschen unter sich und mit ihrer Umwelt, mit einem klaren Verzicht von unnötigen Konsum einhergehen muss, scheint die Menschen vor ein schier unlösbares Problem zu stellen.
Dabei stellt sich die Frage - warum eigentlich? Die meisten von uns werden nie eine eigene Insel besitzen, ins Weltall fliegen oder super berühmt werden. Darauf können die meisten gut verzichten, auch wenn sie es sich wünschen würden. Wir können immer dann auf etwas leicht verzichten, wenn es uns sowieso als unerreichbar erscheint. Doch warum sollten wir auf etwas verzichten, das wir haben wollen und es auch bekommen können?
Verzicht ist ein Wort, das eine Assoziation von Mangel hervorruft. Es löst das Gefühl von einer Benachteiligung gegenüber jenen aus, die nicht verzichten. Schließlich haben wir uns ein System des nie enden wollenden Wettbewerbs erschaffen.
Schon kurz nach unserer Geburt beginnt der Wettlauf des Lebens, gegen den gesamten Rest der Menschheit. Die beste Bildung, die beste Gesundheit, die tollsten Freunde und Urlaubsfotos, den besten Job, das beste Zuhause, die neuesten und besten Technologien, das optimale Auto, die wichtigsten Informationen, das beste Outfit und die größte Anerkennung, das beste Image. Das beste Leben, das man irgendwie bekommen kann. Verzichtet man auf etwas, wie soll man denn dann das beste Leben überhaupt erreichen?

Das einzige wirkungsvolle Mittel, aus Verzicht keinen Mangel zu ziehen, ist sich seiner wahren Bedürfnisse klar zu werden. Sich von den produzierten Bedürfnisse zu lösen, die von Kapitalismus und anderer Ideologien immer weiter voran getrieben und immer noch absurder werden, ist der einzige Weg sich selbst aus diesem Wettlauf zu befreien. Glücklicherweise ist es in unseren Breitengraden möglich, sich ausreichend und gesund zu ernähren, ein Zuhause mit fließend Wasser und einer Heizung zu haben, eine gute Bildung und medizinische Versorgung zu genießen und in einer Umwelt seine Freizeit verbringen zu können, die nicht lebensgefährlich vergiftet ist.

Dann gibt es da noch ein seltsames Phänomen, mit diesen Bedürfnissen, denen wir unentwegt hinterher jagen. Kurze Zeit nachdem das Bedürfnis befriedigt ist, ist die Befriedigung schon wieder davongelaufen und wir rennen ihr wieder hinterher, wie das Schaaf der Herde. Wir glauben stets, dass noch dieses oder jenes fehle, damit wir ein perfektes glückliches Leben führen können. Wenn ich diesen Job bekomme...wenn ich diesen Baugrund kaufen kann...wenn ich meinen Kunden überzeugen kann...wenn doch endlich alle achtsam wären...wenn ich Kinder habe...wenn ich groß bin...wenn ich rauchen aufhöre...wenn ich ein Mittel geben Krebs finde...wenn ich im Lotto gewinne...wenn die Grünen endlich in der Regierung sind...wenn meine Wohnung so ausschaut wie in der Zeitschrift...WENN IS IT EIGENTLICH ENOUG? i can get no satisfaction (- und die waren sehr reich und sehr berühmt!)

Gerade jetzt, zum Corona-Abschnitt der Menschheit mit dem einhergehenden Social Distancing, sollte doch jedem langsam klar werden, was im kurzen menschlichen Leben wirklich wichtig ist. Ich sah vor ein paar Tagen eine Gruppe von Teenagern die sich im Wald getroffen haben, um miteinander eine tolle Zeit zu verbringen. Vor dem Virus beschränkte sich die Kommunikation unter Jugendlichen vorwiegend auf das Smartphone.

Der Verzicht auf soziale Nähe, Liebe und Freundschaft ist der einzige wahre Mangel den wir erleiden können, solange die körperlichen Grundbedürfnisse gedeckt sind.

Wollen wir uns so verhalten, wie es die der Spitze der Evolution würdig wäre, so müssen wir aufhören uns zu benehmen wie ein Kleinkind, das seinen Lutscher nicht haben kann und glaubt es wird nie wieder glücklich!
Verzichten ist nicht schwer, aber unmöglich ist es, Bedürfnisse zu stillen, die niemals enden werden.

Übrigens ist das absurdeste Bedürfnis, das die meisten Menschen zu befriedigen versuchen, die SICHERHEIT. Was bitteschön soll denn Sicherheit sein? Wir sind weder sicher vor Korruption, vor Terroranschlägen, vor einer Virus Pandemie, vor Naturkatastrophen, vor einer autoritären Regierung, noch sind wir sicher vor Krebs. Es gibt keine Sicherheit von einem Auto überfahren zu werden, vom Blitz getroffen zu werden oder das Bankkonto zu schützen. Wir sind niemals davor sicher, nicht auf der Straße niedergeschlagen zu werden, unschuldig verurteilt zu werden, durch eine geplatzte Ader im Gehirn zu sterben, eine Hungersnot durch Ernteausfälle zu erleben, ein Erbe zu verlieren oder mit einem Flugzeug abzustürzen.
Sicherheit ist ein Konzept, das wir dem Tod entlehnt haben, denn nur dieser kommt einzig und allein mit SICHERHEIT.

Dass es keine Sicherheit gibt, kann einem Angst machen. Aber man kann es auch von der gegenüberliegenden Seite betrachten. Genießen wir das, was wir haben, solange wir es haben. Denn eines Tages, und das kann schon heute sein, lassen wir all unsere scheinbare Sicherheit und unseren scheinbaren Besitz einfach zurück.