Submitted by Eva Schneider on
von Andreas Greis, Gerfried W. Hunold und Klaus Kozoil (Hrsg.)
2003 im A. Francke Verlag Tübingen & Basel erschienen
Medienethik & Fernsehen
Beim Fernsehen handelt es sich um einen Medienbereich zwischen unterschiedlichen Interessenslagen: zwischen Information und Unterhaltung sowie zwischen Qualität und Quote.
Geschichte des Fernsehens
Das Fernsehen ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Leitmedium geworden. Visualität, Aktualität und Unmittelbarkeit sowie die leichte Verfügbarkeit des Mediums sind Gründe hierfür. Es ist inzwischen selbstverständlich per Knopfdruck und Fernbedienung das audiovisuelle Angebot zu nutzen.
Durch die Entstehung von Privatsendern ab 1984 erhielten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Konkurrenz. Das Programmangebot halt dadurch quantitativ zugenommen und qualitativ abgenommen. Die führte zu einer Debatte über die Fernsehqualität und den Trend zu Popularisierung und Anpassung des Programms.
Fernsehen als vielschichtiger Prozess
Journalistische Fehlleistungenkönnen zu negativen gesellschaftlichen Entwicklungen führen. Deshalb ist es wichtig den Prozess der Produktion, das Ergebnis sowie den Rezeptionsprozess kritisch zu hinterfragen und unter ethischen Aspekten zu bewerten.
Vermittlung von Inhalten & Medienforschung
Das Fernsehen vermittelt in Informations- und Unterhaltungsprogrammen Moral, Normen und Werte. Dies kann in konzipierten, fiktiven Sendungen oder auch aufeine diskriptive, normative Art erfolgen. Durch die Medienforschung wurde der Einfluss des Fernsehens auf die Rezipienten erkundet und festgestellt, dass der Rezipient auch Einfluss auf das Fernsehen hat.
Die Wahrnehmung
Die Wahrnehmung ist ein wichtiger Teil bei der ethischen Betrachtung des Mediums Fernsehen. Auf erster Ebene ist die Wahrnehmung des Journalisten vor Ort entscheidend im Bezug auf die wahrgenommene Wirklichkeit. Sie entscheidet die Art und Weise sowie den Umfang der wahrgenommenen Wirklichkeit. Des Weiteren wird die wahrgenommene Wirklichkeit der ersten Ebene durch einen Cutter oder Redakteur wahrgenommen und bearbeitet.
Auf letzter Ebene werden diese Repräsentationen subjektiver Wahrnehmung dem Rezipienten angeboten, welcher wiederum gewisse Aspekte anders wahrnimmt. Christian Doelker spricht daher von 4 verschiedenen Wirklichkeitsebnen W1-W4. Jedoch nicht nur die Wahrnehmung ist für die ethischen Betrachtungen relevant.
Selektion & Reduktion
Durch die Wiedergabe der Realität findet zwangsweise eine Selektion bzw. Reduktion statt. Denn mit Kameras und Recordern können jeweils nur Teile der Wirklichkeit aufgenommen werden - andere Teile bleiben unberücksichtigt.
Weiters selektiert ein Cutter oft im Laufe seiner Arbeit gewisse Szenen und entscheidet wie das Endprodukt aussehen wird und was es aussagen wird. Hierbei kommen technische, ästhetische, handwerkliche und ethische Kriterien zum Einsatz.
Oft kommt es auch vor das zusätzlich noch der Redakteur Änderungen vornehmen lässt und somit erneut selektiert oder reduziert.
Auch das Publikum neigt dazu zu selektieren - je nach Präferenzen und Stimmungslage entscheidet sich der Rezipient bewusst oder unbewusst für eine Sendung.
Die Funktionen des Fernsehens
Das Fernsehen ist also ein Informations-, Unterhaltungs- und Kulturmedium das dem Rezipienten die Möglichkeit geben soll sich zu orientieren. Allerdings mutiert es immer mehr zum reinen Unterhaltungsmedium, dass durch seine Fülle an Angeboten oft dazu führt das sich der Zuseher im Mediendschungel verliert.
Auch die Identität der Zuseher wird durch das Fernsehen beeinflusst, da der Rezipient zwischen der unmittelbaren Alltagswelt und der vermittelten Fernsehwelt abgleicht. Denn durch verschiedenste Fernsehformate werden ästhetische Muster und Leitbilder, gemeinsame Wertvorstellungen und die gemeinsame Sprache einer Gesellschaft publiziert.
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei der Fernsehethik die Qualität, und die Funktionen des Fernsehens im Vordergrund stehen. Fernsehqualität entsteht also dort wo Produktions- und Rezeptionsprozesse sich an ethischen Kriterien orientieren.