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Neben Schlüsselbund und Smartphone gibt es wahrscheinlich noch genau ein Objekt, dass Menschen der westlichen Gesellschaft ständig mit sich herumführen: die Geldtasche. In allen Farben und Formen erhältlich besitzt heute scheinbar jeder über sein eigenes Modell und doch scheint es den meisten egal zu sein, wo sie ihr Bares verstauen – wird der Geldbeutel auf Grund des raschen Verschleißes doch sowieso regelmäßig ersetzt. Diese kurze Lebenserwartung ist auf den Einsatz minderwertiger Materialien – meist Kunstleder – zurückzuführen. Die günstigen Preise verlocken zu Schnäppchenkäufen und so landen jährlich Millionen von Geldbörsen durch eine vorzeitige Abnutzung im Müll und tragen aktiv zur Kunststoffmüll-Problematik bei. Für Qualitätsbewusste ist echtes Leder deshalb immer noch das Material der Wahl. Aber lässt es sich mit einem ethischen Leben vereinbaren, Lederprodukte zu verwenden? Ist es nicht verwerflich, Stücke von Tierhaut in seiner Hosentasche herumzutragen und sind Ledergeldtaschen am Ende ihrer Lebenserwartung wirklich ökologisch?
Ich gehe tierischen Materialien bereits seit Jahren aus dem Weg und suche seit längerem eine Alternative zu den üblichen Kunststoff-Geldtaschen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen mein eigenes Konzept zu entwickeln und nach einer Idee für eine ökologische Geldbörse zu suchen.
Um mir selbst einen Rahmen zu schaffen habe ich folgende Anforderungen an die Geldtasche gestellt:
• Die Geldtasche muss vollständig biologisch abbaubar sein
• Die Herstellung muss mit herkömmlichen Haushalts-Utensilien erfolgen können
• Alle Materialien müssen günstig und leicht zu beschaffen sein
• Die Geldtasche sollte alltäglichen Belastungen standhalten
Mit diesen Rahmenbedingungen im Hinterkopf habe ich mich also auf die Suche gemacht und mich relativ schnell für ein allgegenwärtiges Material entschieden: Papier – am besten im A4 Format. Mir gefiel die Idee, den Plan für die Geldtasche zu Hause auf einem handelsüblichen Drucker auszudrucken und sich in kürzester Zeit eine funktionstüchtige Geldtasche zu basteln.
Aber bereits nach wenigen Skizzen musste ich mir eingestehen, dass Papier und Falttechniken alleine zu wenig Spielraum für das Entwerfen einer Geldbörse bieten. Ich entschied mich deshalb für Baumwollfaden als Ergänzungs-Material und arbeitete kurz darauf die ersten Pläne am Computer aus. Dann hieß es Hand anlegen und noch bevor der erste Prototyp fertig war, stellte ich bereits erste Konstruktionsfehler fest, die rasch korrigiert werden wollten.
Einige Wochen später waren es fünf Modelle die immer wieder leicht abgewandelt bzw. verbessert wurden. Ich verbannte meinen alten Geldbeutel in meine Schublade und verwendete von da an immer die aktuellste Version meines Papier-Portemonnaies um aus der aktiven Verwendung heraus Verbesserungspotenziale zu erkennen. Ohne diesen Praxis-Test wären viele Designprobleme mit Sicherheit unentdeckt geblieben. Was vielleicht verwundert: die Geldtasche ist in der aktuellen Version – trotz der Verwendung von 100%-Recyclingpapier (Bekannt für seine Brüchigkeit) – überraschend robust.
Aus der ersten Skizze ist mittlerweile eine alltagstaugliche Geldtasche geworden, die auf dem Kompost entsorgt werden kann und nicht mehr kostet, als das Kleingeld, das man bei einem Sonntagsspaziergang auf dem Boden entdeckt.
Ich werde demnächst eine kurze Anleitung zur Herstellung auf meinem Portfolio veröffentlichen und die druckbaren Pläne unter einer Creative Commons Lizenz freigeben. Vielleicht entdeckt ja der eine oder andere das gestalterische Potential, dass in diesem Konzept steckt... bis jetzt ist die Geldtasche nämlich noch ein – wortwörtlich – unbeschriebenes Blatt Papier und schreit förmlich nach Personalisierung.
Daniel Mathis
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Ganz tolle Umsetzung und dass
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Ganz tolle Umsetzung und dass das ganze auch alltagstauglich ist, ist doch super.