No More Bullshit

CC-by-sa ethify.org & dilemma

Kalle Lasn
No more Bullshit
Die Zukunfts-Werkstatt für die 99 Prozent

Wenn Mehrhabende immer mehr haben, haben Wenighabende bald gar nichts mehr.

Finanzwelt gegen Regierung, Oligarchen gegen Demokratie.
Demokratie bedeutet, dass die Dynamik der Finanzmärkte der Erhaltung des wirtschaftlichen Gleichgewichts und Förderung des Wachstums dient. Wenn Einnahmen aus Eigentum steuerfrei bleiben, können sie bei Banken als Sicherheit für höhere Darlehenssummen verpfändet werden. Das sorgt dann dafür, dass die Preise für Immobilien und Anteilsscheine steigen und damit das Vermögen der Besitzer - während die Schuldenlast insgesamt steigt. Folglich schrumpft die Volkswirtschaft, und die Überschuldung nimmt weiter zu. Der Finanzsektur hat genug Einfluss, um diese Notsituationen auszunutzen, und die Regierung davon zu überzeugen, dass die ganze Wirtschaft zusammenbricht wenn die Banken nicht gerettet werden. Das bedeutet: die Banken haben Kontrolle über politische Maßnahmen, um damit die Wirtschaft weiter zu polarisieren. Banken werden Prioritäten eingeräumt die wirtschaftliche Planung wird der EU, der EZB und dem IWF überlassen - das raubt dem Staat das Privileg, Geld zu drucken und Steuern zu erheben. Daraus entsteht ein grundlegender Konflikt zwischen den Interessen der Finanzwelt (Gewinnmaximierung) und nationaler Selbstbestimmung(mehr Rechte für die Menschen). Politische Entscheidungen (Geld- und Kreditschöpfung) werden auf den Finanzsektor umgelagert. Das Volk wird um seine Mitbestimmung betrogen. Finanzmarktzocker berechnen im Voraus, wie viel Arbeitslosigkeit und Abschwung nötig sind, um aus den Buchschulden noch genügend Gewinn für die Gläubiger herauszuholen. Diese Rechnung geht allerdings nicht auf, schon alleine deshalb weil ein Abschwung - und damit die Schuldendeflation - der Wirtschaft die Schuldenlast ja immer noch weniger bezahlbar macht. Weder Banken noch der Staat hat es geschafft auszurechnen, wie viel die ganze Volkswirtschaft realistischerweise an Schuldendienst leisten kann, ohne dass die Wirtschaft weiter schrumpft. Über die abhängigen Medien wurde dann kommuniziert, die Menschen müssten sich Geld leihen, um damit Immobilien, Anleihen und Aktien zu kaufen, weil der Wert ja immer weiter steigen würde. Unregulierte "freie" Märkte sind sehr wohl kontrolliert - von einigen wenigen Interessengruppen, und zwar oligarchisch, nicht Demokratisch. Die Planungshoheit liegt in den Händen der Hochfinanz. Würde der Staat hingegen die Wirtschaft kontrollieren, wäre dies nicht der Fall. Regierungen sollten sich bemühen den Finanzsektor in den Griff zu bekommen, sodass er wieder der Wirtschaft dient, und nicht umgekehrt. Der Finansektor braucht eine Regulierung und die Schaffung eines öffentlichen Bankwesens um an sozialdemokratische Programme anzuknüpfen.

George Akerlof ist Professor an der University of California in Berkeley. Er ist Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 2001, und bemüht sich darum, wieder psychologische Komponenten in die Wirtschaftswissenschaften einzubringen. Er spricht davon, dass Pronomen wieder Normen und persönliche Beweggründe in ihre Modelle reintegrieren sollten, er ist für die Rückkehr zu einer sinnvollen, pragmatischen Ökonomie. Die Modelle sollen wieder auf dem Wissen von der menschlichen Natur und genauer Kenntnis von Erfahrungstatsachen aufbauen. menschen verhalten sich nicht immer rational. Die Wirtschaft ist zu einer trockenen Wissenschaft geworden - das Konzept der Wirtschaft wurde vor vierzig Jahren auf die Nutzenmaximierung zurückgeführt. Plötzlich kümmerte sich niemand mehr darum wie Menschen tatsächlich Entscheidungen treffen. Die Wirtschaftsmodelle sind abhängig von dem, was wir als ökonomische Grundannahme verankert haben: Dass Individuen stets Wege suchen, ihren Nutzen zu steigern. So beschränkt sich die Ökonomie fälschlicherweise nur auf den Konsum als Antrieb. Eigentlich sollten wir uns davon lösen, dass gesellschaftliche Normen keinen Einfluss auf das wirtschaftliche Handeln haben. Aber Menschen haben klare Vorstellungen davon, wie ihr Lebensunterhalt aussehen sollte und was Glück bedeutet - unser Leben entsprechend unser persönlichen Werte zu führen. Konträr dazu geht die Ökonomie davon aus, dass Glück die Erweiterung der Konsummöglichkeiten ist. Dadurch muss die Wirtschaft ständig weiter wachsen, Stillstand führt nach Wirtschaftsmodellen nicht zur Deckung aller Bedürfnisse. Wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, entsteht Glück vor allem dann, wenn wir wissen, was unseren Normen entspricht und danach handeln.
Der ehemalige Weltbankökonom und Professor in Maryland Herman Daly meint dazu: "Es ist blinde Arroganz, weiterhin zu predigen, gesamtwirtschaftliches Wachstum sei die Lösung unserer Probleme. Die Erde befindet sich in einem homöostatischen Gleichgewicht, jeglicher Zufluss ist mit Abfluss verbunden. Die Vorstellung einer Steady-State-Ökonomie aber fällt uns schwer, obwohl die Menschheit jahrhundertelang ohne nennenswertes Wirtschaftswachstum gelebt hat. Manche glauben, in einer Wirtschaft ohne Wachstum würden sie unter kommunistischer Tyrannei in Kälte und Finsternis derben. Andere denken, irgendwelche technologischen Verbesserungen führen dazu, dass die Umstellung für uns alle zum (profitablen) Riesenspaß wird. Doch egal, ob es einfach oder schwer wird, wir müssen uns an die Idee einer Wirtschaft ohne Wachstum gewöhnen, weil wir so nicht weitermachen können. Die Wachstumsökonomie geht unter: es macht uns ärmer statt reicher, zumindest was die Länder mit hohem Konsum angeht. Wir sehen nicht, wie das Wachstum Kosten schneller ansteigen lässt als den Nutzen, weil Kosten in der volkswirtschaftlichen Gesamtbilanz nicht ausgewiesen werden."

So muss in der Theorie die Wirtschaft immer wachsen und wachsen, währen es praktisch gesehen gar keinen Bedarf dafür gibt. Es entsteht Überproduktion am einen Ende, und Mangel und künstlicher Preisdruck am anderen - das Bild von Angebot und Nachfrage wird verzerrt. Wenn man bedenkt, dass Wirtschaftswachstum mit Inflation und Arbeitslosigkeit zusammen hängt, dann sollte man die Modelle bald neu aufstellen. Eine Wirtschaft, in der eine gleichbleibende, konstante Balance anstelle eines Mindestwachstums von 2% pro Jahr steht. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Doch wieso all das? Wie viel Reicher wollen die Reichen noch werden? Mehr als seine materiellen Bedürfnisse befriedigen kann mit Geld keiner. Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, in dem jede Stunde Arbeit jedes Menschen gleich viel Wert ist. In dem Leistung gefördert und bezahlt wird, nicht Kapital. Jene die Kapital haben, können es Vermehren ohne viel zu tun. Jene die Leistung erbringen, arbeiten oder produzieren, sollten belohnt werden, und fair entlohnt. Es sollte nicht sein, dass man Geld für sich arbeiten lassen kann - es sich quasi selbst vermehrt. Was ist das Extrem eines Wirtschaftssystems, in dem es 1% Superreiche gibt, neben 99% wirtschaftlich Benachteiligten? Soll nur 1% der Menschen schlussendlich überleben, auf Kosten aller anderen? Sollen alle in Schuld dieser einigen wenigen Reichen stehen, und ewig von ihnen abhängig sein? Die Macht des Geldes soll begrenzt werden, weil nur so kann auch die Macht von einzelnen Menschen, Regierungssystemen und Konzernen begrenzt werden. Wir brauchen nicht immer noch mehr. Unser Konsum füttert die Ungerechtigkeit, und die global falsche Verteilung. Die aktuellen Technologien in Medizin und Technik wären eigentlich schon viel weiter als uns verkauft wird, aber gewisse Lobbys nutzen ihre Macht, um alte, für sie gewinnbringende Systeme zu erhalten. Letztendlich leben wir alle nur in einem von Menschenhand geschaffenen System, das uns verkauft was wir sein, tun und woran wir glauben sollen. Dabei sollte unser höchstes Ziel doch Menschlichkeit sein. Eine Gesellschaft profitiert mehr von sozialen Werten, als von ständigem Wettbewerb um Geld und Macht. Wir brauchen eine ausgeglichene Wirtschaft, geregelte Banken und ein faires Geldsystem.

Tags: