Minimalismus

CC-by-sa ethify.org & human
CC-by-sa ethify.org & human
CC-by-sa ethify.org & human

Ist dein Kleiderschrank auch rappelvoll, du findest trotzdem nie passende Kleidungsstücke? Du kaufst euphorisch Dinge ein, die am Ende nur irgendwo herumliegen oder stehen bleiben? Du wusstest eigentlich irgendwo, du würdest es nicht brauchen, aber du musst es trotzdem irgendwie kaufen, weil es besonders günstig war? Dann ist es vielleicht an der Zeit, dir ein paar Gedanken über das Thema Minimalismus zu machen.

Doch was ist Minimalismus überhaupt?

Bei Minimalismus geht es darum, achtsam gegenüber dir selbst, deinen Bedürfnissen und deiner Umgebung zu sein. Zu reflektieren, was dich glücklich macht, was dir guttut, was dir schadet, was du brauchst und was nicht. Es geht darum, dich von unnötigen Lasten zu befreien und dein Leben in Genügsamkeit zu genießen. Minimalismus ist unter anderem eine Kritik an einer Wegwerfgesellschaft, in der es Mode ist, Bedürfnisse schnell und einfach über den Konsum von Produkten und Dienstleistungen zu stillen. Somit kann Minimalismus als ein Lebensstil bezeichnet werden, welcher auf der Erkenntnis beruht, dass „(…) Glück und Zufriedenheit weniger im Haben, denn mehr im Sein bzw. im produktiven Tun liegen“ (Fromm 1979).

Die Vorstellung minimalistisch zu leben hört sich oft sehr radikal und einschränkend an. Keine Panik: Du entscheidest selbst, in welchem Maße du das betreiben möchtest. Du behälts nur das, was du wirklich brauchst. Dinge, die dir am Herzen liegen, musst du nicht weggeben – selbst nicht, wenn es eine riesen Plüschtiersammlung ist.

 

So kaufst du bewusster ein:

  • Bevor du etwas Neues kaufst, denke über die anderen Optionen nach: Verleih, Tausch und Reparatur.

  • Frage dich vor jedem Kauf: Brauche ich das wirklich? Habe ich nicht schon etwas ähnliches? Welchen wirklichen Nutzen habe ich von dem Kauf?

  • Warte, bevor du etwas kaufst, auch wenn du das Gefühl hast, du willst es jetzt sofort haben. Schreibe dir stattdessen eine Wunschliste mit Dingen, die du gerne hättest und schaue sie dir beispielsweise in zwei Wochen nochmal an. Was davon brauchst du immer noch? Häufig bemerkst du dann, dass sich vieles erübrigtt und auf dem zweiten Blick ist die Sache dann doch nicht so phänomenal toll, wie es dir am Anfang erschienen ist.

  • Du gehst gerne shoppen und könntest dir ein Leben ohne nicht vorstellen? Gehe weiterhin durch Läden, wenn es dir Spaß bereitet. Erfreue dich an allen schönen Dingen, die du gerne siehst. Lasse dir ruhig Zeit. Sieh deine Shoppingtour wie einen Besuch im Museum oder in einem Erlebnispark an. So kannst du viel freier durch die Läden ziehen, ohne gleich viel Geld für viel unnötigen Kram auszugeben.

  • Verstaue deine Sachen nicht in der hintersten Ecke deines Schranks oder im obersten Regal. Denn nur wenn du deine Dinge im Blick hast, weißt du, was du besitzt und kaufst nicht unnötig Neues.

  • Achte gerne auf eine nachhaltige Herstellung und auf hochwertigeres Material, das hilft dir beim Einschränken.

  • Und um nicht Unmengen Neues anzuhäufen: Für jedes Teil, das neu gekauft wird, kommt ein Altes weg. So bleibt die Anzahl deiner Besitztümer immer dieselbe.

 

Tipps zum Ausmisten:

  • Schaue dich in deiner Wohnung oder in deinem Zimmer um und nimm alle Sachen in die Hand und achte auf den spontanen Impuls, der sich in dir regt. Weckt der Gegenstand positive oder negative Gefühle? Dir liegt etwas am Gegenstand? Dann behalte ihn. Du empfindest ihn eher als sinnlos und nervig? Dann kann er weg.

  • Wenn du nicht weißt, wo du beim Ausmisten anfangen sollst, erstelle dir eine Überblicks-Liste: Was würdest du gerne los werden? Setze dir ein Ziel: Mit was oder welchem Zimmer willst du anfangen? Nimm dir gerne für den Anfang etwas Größeres vor, damit du auch den Ausmist-Effekt bemerkst, welcher bei dir ein Erfolgs-Gefühl auslösen kann.

  • Stelle eine Kiste oder einen Korb in deiner Wohnung auf und lege so lange immer wieder etwas hinein, das du nicht magst oder nicht brauchst, bis dieser dann voll ist. All die Dinge können dann weg. Wiederhole den Vorgang einmal in der Woche oder auch jeden Tag, wenn du magst. Am Ende hast du dich von Unnötigem befreit und hast mehr von dem, was dich wirklich glücklich macht, oder was du wirklich brauchst.

  • Bei Dingen, bei denen du dir noch unsicher bist, ob du dich von diesen trennen kannst, stelle die Kiste ruhig ein drei bis vier Wochen lang weg und rühr diese nicht an. Hole sie erst dann wieder hervor und überlege dir: Was davon hast du vermisst? Das darf bleiben. An was kannst du dich gar nicht mehr erinnern? Das kannst du entsorgen.

  • Hänge deine Kleiderhaken „falsch“ herum auf. Erst wenn du ein Kleidungsstück herausgenommen und angezogen hast, darfst du es wieder „richtig“ herum aufhängen. Nach einiger Zeit merkst du, welche Klamotten du eigentlich nie benutzt: Diejenigen, die nach einem Jahr immer noch „falsch“ hängen, auf diese kannst du getrost verzichten.

 

Aber wohin mit dem ganzen Zeug, den ich nicht mehr brauche?

  • Werfe die Sachen, die du nicht mehr brauchst nicht gleich in den Müll.

  • Verschenken: Du kennst jemanden der das gebrauchen könnte, was du nicht mehr brauchst? Super! Wenn nicht, kannst du auch in deiner Nachbarschaft eine „zu verschenken“ Kiste hinstellen.

  • Verkaufe deine Sachen auf Flohmärkten oder auf Internetplattformen wie Kleiderkreisel oder eBay. Dort wirst du sicher einiges los, verlängerst das Produktleben deiner Gegenstände und verdienst sogar etwas dabei.

  • Momox / ReBuy: nehmen alte Bücher, DVD’s und CD’s an. Einfach ISBN-Nr. einscannen und verkaufen – wird sogar abgeholt!

  • Mehr Tipps findest du auf: https://utopia.de/wohin-damit-soziale-einrichtungen-sachspenden-13589/

 

Leider wird Verzicht und Reduktion häufig eher als etwas Negatives und Aufgezwungenes angesehen, anstatt etwas Erstrebenswertes. „Weniger haben“ wird so beispielsweise oft mit „weniger Wert sein“ oder einem „niedrigeren Status“ in Verbindung gebracht. Es ist sicherlich eine Umstellung, deine eigene Persönlichkeit nur außerhalb von Materiellem Ausdruck zu verleihen. Doch es lohnt sich, denn viele Minimalisten empfinden die Rückbesinnung auf das Nötigste insgesamt als sehr wohltuend und berichten von einer gestiegenen Lebenszufriedenheit.

 

Weniger besitzen bringt viele Vorteile mit sich:

• Weniger bis keine Geldsorgen, weniger Ablenkung, weniger Stress.
• Weniger Angst um den möglichen Verlust von Besitz und Statussymbolen.
• Mehr Zeit, denn man muss sich nicht überlegen, wo man was und wann erwirbt und wo es untergebracht wird. Auch hat man mehr Zeit, da weniger Dinge, die geputzt, in Stand gehalten, repariert, sortiert oder ersetzt werden müssen.
• Die Möglichkeit weniger zu arbeiten, wenn du weniger Geld zum Leben brauchst.
• Mehr Freude über die kleinen Dinge im Leben.
• Mehr Platz, Freiraum, Zeit und Kraft, um sich auf wesentliche und nicht-materielle Dinge zu konzentrieren.
• Durch einen minimalistischen Lebensstil förderst du außerdem die Umwelt, denn mindestens 30 bis 40 Prozent aller Umweltprobleme lassen sich auf die herrschenden Muster des menschlichen Konsumverhaltens zurückzuführen (Peach: 51).

 

Klar, mit nur einmal ausmisten ist es nicht getan. Minimalismus ist eher ein langwieriger Prozess und Teil einer Lebenseinstellung. Da du dich in deinem Leben auch veränderst und du im Laufe dessen immer wieder auch andere Einstellungen haben wirst und dir andere Sachen wichtig sein werden, ist es also ganz normal, dass du dich immer wieder von Sachen trennst, die dir einst wichtig waren. Ein sehr empfehlenswertes Buch zum Thema Minimalismus ist übrigens „Less is more: von der Freude des Weglassens“ von Francine Jay. Darin werden viele praktische Tipps in verschiedene Kapitel unterteilt.

 

Tags: