Verlorene Werte? Medien und die Entwicklung von Ethik und Moral

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Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Zusammenfassung zweier Artikel aus dem Buch Verlorene Werte? Medien und die Entwicklung von Ethik und Moral:

Werteverlust oder Wertevermehrung? Medien und ihr Einfluss auf die Entwicklung von Werten von Jo Reichertz

 

Ich will meinen Beitrag gleich mit einer Frage beginnen:
Fehlt es der heutigen Gesellschaft an Werten?
Zuerst einmal sollte der Begriff „Werte“ genauer erklärt werden.
Werte sind die Grundprinzipien unserer Handlungsorientierung. Sie bestimmen sozusagen, wie unsere Gesellschaft auf ökonomische, praktische, politische, moralische, kommunikative, gesellschaftliche Probleme antwortet. Sie werden uns vor allem von Religionen, unserer Kultur und unserem sozialen Umfeld schon im jungen Alter näher gebracht und vorgelebt.

Im beschriebenen Kapitel zitiert Jo Reichertz Ursula von der Leyen – die damalige Deusche Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Bei dem „Bündnis für Erziehung“, welches sie damals gemeinsam unter Anderen mit der Evangelischen Kirche ins Leben rief, kritisierte sie das Fehlen der Wertevermittlung in der Kindererziehung seitens der Eltern. Dass sie damals auch andere religiöse Gruppen einlud um an der Diskussion teilzunehmen, schien ein guter Ansatz. Was Frau von der Leyen jedoch außer acht ließ, waren die Medien. Sind es nicht genau diese, die den jungen Menschen heutzutage Werte vermitteln? Dürfen sie wirklich komplett außer Acht gelassen werden? Ist es noch zeitgemäß zu denken, dass unsere junge westliche Bevölkerung Werte religiöser Gruppen annimmt und lebt? Wenn ein Werteverfall beklagt wird, spielt auch der Begriff „Normen“ eine große Rolle. Diese sagen aus was jeder Einzelne tun und lassen sollte wenn er nach seinen angeeigneten Werten leben will.

Jo Reichertz beschreibt in seinem Kapitel, dass eine Gesellschaft bei einem Werteverfall keineswegs weniger Werte vertritt. Viel mehr ändert sich die Gewichtung der Werte. Ursprünglich Unwichtiges wird wichtiger und umgekehrt und auch dabei sind es selten die Werte selbst, die sich ändern, sondern viel mehr die Normen. Dabei erwähnt er ein sehr gutes Beispiel wonach der Wert der Selbstverwirklichung einer Frau mit komplett unterschiedlichen Normen gelebt wurde, je nachdem ob es um Frauen zu Beginn oder zum Ende des 20. Jahrhunderts geht.

Nun will ich aber etwas mehr auf das Thema der Medien eingehen. Dabei geht es vorerst nicht etwa um Social Media Plattformen, sondern um eine schon viel länger existierende Form von Medien: dem Fernsehen. Kann das Fernsehen Werte vermitteln?

Erstmal vertritt das Fernsehen Werte, wie beispielsweise die Gerechtigkeit. Zu sehen in jedem Kriminalfilm, wo diese am Ende meist siegt und das Böse hinter Schloss und Riegel kommt. Werte zu vermitteln ist jedoch nicht so einfach wie es vielleicht scheint. Wer sich einen Wert aneignet, muss von ihm ergriffen sein, muss ihn leben. Das Fernsehen ist größtenteils lediglich in der Lage, Werte anzubieten.
Aber nicht nur durch das Fernsehen bekommen wir Werte angeboten. Dank der globalisierten Welt begegnen wir jeden Tag Menschen aus anderen Kulturen, deren Werte wir dadurch vor Augen haben.
Insgesamt könnte man also sagen, dass sich die christlich-familienorientierten Werte in Westeuropa durch die Vielzahl an äußeren Einflüssen (besonders durch die Medien) wandeln, es aber keinesfalls weniger, sondern eher mehr Werte in unserer heutigen Gesellschaft gibt.

Wenn Ursula von der Leyen also religiöse Gruppen, zum Anbieten von Werten zu Hilfe zieht mag dies schön und gut sein. Fakt ist jedoch, dass die Bedeutung der Religionen in diesem Bereich stark abnimmt. Diesen „Job“ übernehmen heutzutage die Medien.

 

Jugendliche Wertkompetenz im Umgang mit Medien von Matthias Rath und Gudrun Marci-Boehncke

Nun denn, schön und gut. Die Medien bieten also Werte an. Dienen sie aber wirklich der Lösung der heutigen Probleme oder führen sie viel mehr erst dazu? Wie kompetent sind Jugendliche im Umgang mit den Medien? In erster Linie bilden Menschen schon als Kinder eigene Wertevorstellungen in Anlehnung an deren Erziehung und die Kultur in der sie aufwachsen. Mitbestimmt werden diese aber immer mehr von den äußeren Rahmenbedingungen, wie den Medien. Diese sind heutzutage ein Faktum im Leben eines Jugendlichen und präsenter denn je.

 

Wie Kompetent sind Jugendliche im Umgang mit Medien? Wie sind sie bei der Menge an Werten in der Lage, gut von schlecht zu unterscheiden? Matthias Rath und Gudrun Marci-Boehncke erhoben dazu aussagekräftige Daten. Sie befragten Jugendliche, deren Wertvorstellungen sich noch in der Entwicklung befanden. Nicht alle der Befragten argumentierten schon aus einer gesellschaftlichen Orientierung heraus. In ihrer Studie befragten sie die Jugendlichen zu ihren medialen Bezugspersonen – dabei ging es auch darum, diese Stars in verschiedenen Bereichen zu kritisieren. Die komplette Studie genau zu erläutern, würde die länge dieses Beitrags sprengen, darum will ich gleich zum Ergebnis übergehen.

Entgegengesetzt der allgemeinen Meinung, hatten die Personen durchaus eine kritische Distanz zu den Medieninhalten. Sie sind fähig, eine kritische Meinung gegenüber den Medien und ihren Medienidolen zu äußern.

 

 

Mein eigenes Fazit:

 

Zusammengefasst ist zu sagen, dass die Autoren beider Kapitel mit Hilfe ihrer empirischen und theoretischen Arbeiten gezeigt haben, dass sich die Wertorientierung der westlichen Gesellschaft im Wandel befindet. Dies heißt aber keinesfalls, dass es in der heutigen Bevölkerung weniger Werte gibt. Das Gegenteil ist der Fall. Wo früher ein Priester die Werte seiner Religion anbot, steht heute ein Fernsehgerät, welches Werte aus aller Welt anbietet. Welche davon für uns gut und welche schlecht sind, ist durch die Fülle wahrscheinlich nicht mehr so einfach zu überschauen. Dadurch entsteht wahrscheinlich auch der Eindruck, dass neue Medien überwiegend negativ für unsere Jugend sind. Jedoch hängt jede sich im Wandel befindende Gesellschaft meist noch an den alten Werten und Normen. Höchstwahrscheinlich wird auch die heutige Generation lernen, wie sie mit Medien umzugehen hat, wenn sie nicht sogar schon dazu in der Lage ist, wie die oben erwähnte Studie gezeigt hat. Spannend ist jedenfalls, was in unserer schnelllebigen Welt nach den neuen Medien (die mittlerweile ja auch nicht mehr ganz so neu sind) der nächste Grund für einen „Werteverfall“ sein wird. Wahrscheinlich werden sich unsere Kinder einmal an die „gute alte Zeit“ von Facebook & co zurück erinnern.

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