Grundlagen der Unternehmensethik

Das Buch „Grundlagen der Unternehmensethik“ von Horst Steinmann und Albert Löhr behandelt das Thema Ethik in Unternehmen. Dabei wird herausgearbeitet welche verschiedenen Ethik-Ansätze es in Unternehmen geben kann und wie Ethik in einem Unternehmen und den unterschiedlichen Unternehmensbereichen angewandt werden.

Was mir jedoch besonders gefallen hat sind die Beispiele von Ethik aus der Praxis.

Beispiel 1: Der erste Arbeitsplatz

Das erste Beispiel handelt von einem Absolventen der gerade einen Arbeitsplatz bei einem großen Unternehmen in Bereich Einkauf bekommen hat. Dem Berufseinsteiger fällt schnell auf, dass in diesem Unternehmen viel Wert auf niedrige Kosten von Verpackungsmaterial und deren Umweltverträglichkeit gelegt wird. Nach einiger Zeit bekommt dieser Berufseinsteiger einen eigenständigen Einkaufsbereich zugewiesen.

Eines Tages wird dieser von seinem Chef zusammen mit einem wichtigen Lieferanten zu einem Abendessen eingeladen. Bei diesem Essen stellt sich heraus, dass diese Firma nicht zu den führenden Firmen im Bereich Verpackungsmaterial zählt. Besonders die Punkte Umweltverträglichkeit und Arbeitsbedingungen befindet die Person in diesem Beispiel sehr kritisch. Allerdings scheint bei diesem Essen auch durch, dass diese Firma, durch gewisse persönliche Vorteile, an einer langfristigen Geschäftsbeziehung interessiert ist.

Als sich der Lieferant bei der Firma meldet steht der Einkäufer fest, dass es sich bei weitem nicht um das beste Angebot handelt. Der Chef erinnert ihn jedoch an das Abendessen und daraufhin bekommt das fragliche Unternehmen doch den Auftrag da der Mitarbeiter seinem Chef nicht wiedersprechen möchte und daher eventuell seine Arbeit verlieren könnte.

Mit der Zeit bekommt dieser Lieferant immer größere Aufträge und der Chef ist sehr zufrieden mit der Arbeit seines Angestellten. Trotz allem bleibt bei diesem Mitarbeiter immer noch ein ungutes Gefühl.

Beispiel 2: BART - Bay Area Rapid Transit

Das zweite Beispiel hat sich in am San Francisco Bay abgespielt. Dabei sollte von einem Konsortium von 3 Baufirmen ein vollautomatisches Nahverkehrs-Zugsystem im Wert von anfangs ungefähr 1 Mrd. US-Dollar entstehen. Durch technische Probleme wurden jedoch die Kosten in die Höhe getrieben. Damit die Ziele trotzdem eingehalten zu können wurden jedoch unausgereifte technische Details angewendet.

Drei Ingenieure wiesen immer wieder auf die vorhandenen technischen Mängel hin. Allerdings wurden diese kritischen Stimmen vom Management immer ignoriert. Die Ingenieure forderten daraufhin eigenständig ein neutrales Gutachten an. Auch dieses Gutachten kam zu dem gleichen Ergebnis wie die Ingenieure. Dieses Gutachten wurde diesmal vom Management akzeptiert. Es wurde jedoch vereinbart dieses Gutachten nicht zu veröffentlichen.

Die Presse entdeckte jedoch dieses Gutachten und veröffentlichte es. Das Management einigte sich daraufhin den Drahtzieher zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Daraufhin wurden die drei Ingenieure entlassen. Dazu wurden sie von den Unternehmen öffentlich als „Troublemaker“ verunglimpft was ihnen eine weitere Arbeitssuche stark erschwert.

Später bestätigten weitere unabhängige Studien die Probleme auf die die Ingenieure hingewiesen haben. Auch die Ingenieurvereinigung betonte immer, dass diese Ingenieure immer im öffentlichen Interesse gehandelt haben. Ein Gerichtsverfahren über Schadenersatzansprüche wegen den Verunglimpfungen ging nicht zu den Gunsten der Ingenieure aus. Jedoch erhielten die Ingenieure den Preis der Vereinigung der Elektroingenieure für ihren hervorragenden Dienst im öffentlichen Interesse.

Beispiel 3:Challenger

Das dritte Beispiel behandelt den Unfall beim Abheben des Raumgleiters „Challenger“. Aus dem Abschlussbericht ist ersichtlich, dass diese Katastrophe durch eine bekannte technische Schwäche entstanden ist. Bei zu starker Kälte wurde eine Dichtung spröde die anschließend beim Start dem Druck nicht mehr standhalten konnte. Sogar noch 11 Tage vor Start wurde nach einer Lösung für das Problem gesucht.

Das eigentliche Problem entstand jedoch bei der Startfreigabe. Die Startfreigabe kann erst erteilt werden wenn jeder einzelne Detailverantwortliche seine Freigabe erteilt.

Zwei Ingenieure hatten Zweifel an der Vorgegebenen Mindest-Temperatur der Dichtung. Der Detailverantwortliche vertraute seinen Ingenieuren und wollte daher keine Freigabe abgeben. Das Management war jedoch mit dieser Entscheidung nicht zufrieden und berief eine interne Beratung ein. Diese Beratung begann mit den Worten „We have to make a management decision“. In der weiteren Diskussion wurden die Bedenken der Ingenieure ignoriert und eine Freigabe trotzdem vorbehaltlos zugestimmt.

Durch dieses vorbehaltlose Zustimmen wurde sogar das bisherige Limit für die Temperatur aufgehoben. Bei einer Überprüfung direkt vor dem Start wurde sogar ein Wert gemessen der sonst regulär zum Abbruch geführt hätte. Durch das Aufheben des Limits wurde dies jedoch ignoriert.

Wie der Start der Challenger ausgegangen ist sollte bekannt sein.

Als die betroffenen Ingenieure bei der Rogers-Kommission, die diesen Unfall aufklären sollte, ihre Bedenken öffentlich darlegten, wurden diese, ähnlich wie in Beispiel 2, nicht mehr als loyal angesehen. Beide wurden mehrfach versetzt bis sie kündigten.

von Bernhard L.

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