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Während ein junges Mädchen, mit seinen großen Kulleraugen, an mir vorbeischaut, brauen sich im Hintergrund die dunklen Wolken am Himmel über dem Ozean zusammen.
Je länger ich jedoch das Cover betrachte um so mehr erahne ich, dass auf den folgenden Seiten die Ruhe, die Unscheinbarkeit verflogen sein wird. Die Andeutungen auf aktuelle Geschehnisse und Verhaltensweisen, der heutigen Gesellschaft, konkurrieren mit der martialischen Überschrift:
„Capitalism’s terminal Crisis“.
Das große Ende naht und Adbusters ist der Hiob, der uns den Untergang ankündigt.
In diesem Heft wird abgerechnet. Der große Kassensturz, wie er so oft zur aktuellen Stunde gemacht wurde. Das Ergebnis unterscheidet sich jedoch geringfügig am Inhalt. Während die einen mit Zahlen um sich schmeißen, wer wie gut, bzw. weniger gut die Krise überstanden hat, lautet die Rechnung bei Adbusters: Wer oder was ist schuld?
Ja wer oder was ist denn Schuld? Unser Konsumverhalten? Ist unsere Gier nach mehr, am Ende die Schlange welche sich selber in den Schwanz beisst und damit dem Kapitalismus ein Ende setzt?
Adbusters zeigt zwei junge Menschen mit dem Konsumgut Mobiltelefon. Daneben lädt das Bild eines im Baum hängenden LKWs zum persönlichen Ergötzen ein.
Wie sehr das Kommunikationsmittel Mobiltelefon am Ausreißen von Bäumen beteiligt ist, darf sich jeder gerne selbst überlegen. Auch wenn der Satz „Our five-planet lifestyles are the primary cause of the floods in Pakistan“ etwas Wahres an sich hat.
Noch über diesen Vergleich nachdenkend finde ich ein paar Seiten später die nächste junge Dame mit einem Mobiltelefon am Ohr. Gespannt lese ich die Bildunterschrift:
„The problem ist that we cannot imagine a future where we posses less but are more.“
Da möchte man ja gleich sein Smartphone in den nächsten Müllkübel werfen, auch wenn dies, wie schon so oft gehört, nicht die ethisch korrekte Form der Mülltrennung wäre. Aber irgendwie haben sie ja auch recht. Die Energiebilanz einer Reihenhaussiedlung aus den 80er/90er Jahren, vor der die junge Dame steht, weckt in mir auch den Wunsch nach Rebellion.
Ich blättere weiter und überfliege, Adbuster für Adbuster, die Abrechnung mit den großen und kleinen Marken, welche unser Konsumverhalten antreiben und die Gier nach mehr in uns weckt. Egal ob alte oder aktuelle Werbung, mal mit mehr oder weniger Charme, wird hier exekutiert.
Nachdem ich mich von den entblößten weiblichen Brüsten losreissen kann, welche einen kurzen Absatz zum amerikanischen Konsumverhalten bei Drogerieartikeln bildhaft unterstützen sollen, fühle ich mich abgestumpft und zur Revolution bereit zugleich.
Endlich stillt das Adbusters-Heft meine Gier nach Revolte und rechnet nun mit allen ab, nicht nur mit den Konzernen und Marken dieser Welt.
Der Mensch hat das Bedürfnis zu revoltieren und aufzubegehren. Genugtuung findet er in der Auflehnung gegen das System und stillt damit seine Sucht nach Aktivismus...
...Aber halt, waren es nicht gerade die Gier und die Sucht nach mehr, diejenigen gegen die ich als Rebell ins Feld ziehen wollte?
Mein Fazit:
Ein Blick ist es wert. Einen zweiten auch. Außerdem, wer nicht liest bleibt doof.
Wie man bewertet, sei einem selbst überlassen oder wer möchte sich schon auf die Ebene der kapitalistischen Gleichstellung herablassen? Einzig mit den Mobiltelefonen habe ich jetzt irgendwie Mitleid.
Weitere Informationen:
http://www.adbusters.org/magazine/93